„Wie sag‘ ich es bloß meinem Chef?“
oder auch „was ein ‚Nein‘ so alles bewirken kann“
„Wie sag‘ ich es bloß meinem Chef“, war ein großer Gedanke, den ich hatte, als ich mich endlich entschieden hatte, dass ich eine Firma gründen wollte in nebenberuflicher Tätigkeit und ein Gewerbe anmelde.
Bevor ich den Weg zum Gewerbeamt gehen kann, brauche ich in Deutschland die Genehmigung meines Arbeitgebers für die Nebentätigkeit. Bei meinem Arbeitgeber gibt es ein Formular, indem ich den Zweck meines Nebenerwerbs und die Stundenzahl, die ich pro Woche darin arbeiten will und werde, eintrage. Dieser Eintrag kommt dann in meine Personalakte.
Ich halte ohnehin viel von einem transparenten Umgang und hatte meine nebenberufliche Ausbildung zur systemischen Coach und meinen Plan, mich mit meinem Bastelhobby selbstständig zu machen schon öfter angesprochen. Im Corona Lock-down hatte ich dann ein Telefonat mit meinem Team- und Abteilungsleiter (einzeln) dazu und legte mündlich meine Beweggründe dar. Ich stieß auf offene Ohren, danach hatte ich die formale Genehmigung und konnte Gewerbe anmelden.
Meine Takeaways aus dieser Phase
Soweit der leichte Teil meiner Geschichte.
Wie kam es überhaupt dazu?
Vielleicht fange ich von vorne an: Im Sommer 2019 hatte ich nach meiner Hochzeit und der Abgabe meiner Masterarbeit meine Führungskräfteprüfung, die ich nicht bestand. Ich war erst wirklich am Boden zerstört und auch wütend auf mich und die böse Welt. Rückwirkend betrachtet, war dieses „Nein“ das Beste, was mir passieren konnte. Ich fing ab diesem Sommer an, mich auf mich zu fokussieren und nochmal zu bewerten, was mir wichtig ist und wofür ich meine Energie verwenden will. Ich schrieb einen Business Plan für mein Bastelgewerbe, ich ließ mich beraten von einem Steuerberater, ich überlegte, auch meine neu erworbenen Fähigkeiten vom Businessmodel Innovation Master zu nutzen, und andere zu Coachen, wie man ein Business aufbaut. Ich redete über meine Pläne mit meinem Führungsmentor. Er stellte mir den Kontakt zu einer Musikerin in Aussicht, die ihrerseits auch Business Coaching anbietet für Frauen in Führung. Es wurde Winter, es wurde Frühjahr.
Meine Takeaways aus dieser Phase
In der Krise?
Im Corona Lockdown mit Kurzarbeit 0 (also 100% zu Hause), bin ich schier wahnsinnig geworden. Ich habe gemerkt, wie mir eine erfüllende Tätigkeit fehlt, ich habe glaube ich alle Phasen durchgemacht: Freude, Langeweile, Wut, Trauer, Neid auf die Kolleg:innen, die arbeiten durften, Tatendrang und so weiter. In den Hochphasen konzentrierte ich mich auf meine Pläne. Ich bewarb mich für eine Ausbildung zur systemischen Coach, die im September beginnen sollte. Ich meldete mich bei der Musikerin, wir unterhielten uns, trafen uns kurzdarauf und schmiedeten einen Plan, was wir zusammen machen könnten – die erste Idee für unseren Gründungs- und Karriere Podcast setzten wir noch in den folgenden Wochen um und nahmen die ersten Interviews auf. Kurzum: ich nutzte die Zeit, die mir geschenkt wurde.
Meine Takeaways aus dieser Phase
Was nun?
Und, here we go. Im Januar 2021 haben wir gegründet – beide nebenberuflich und wir beraten zu den Themen Business Aufbau und ausgeglichene Geschäftsmodelle, Präsentation und Pitchtraining, und bieten systemisches Coaching für Menschen in Beruf und Gründung. Nebenher professionalisierte ich auch meine Leidenschaft vom Basteln. Mittlerweile habe ich einen Laser, mit dem ich selbst Stempel aus Gummi herstellen kann und bin verliebt in das Ding.
Meine Takeaways aus dieser Phase
Es ist also in der Tat eine Win-Win Situation. Und manchmal sitze ich hier und denke: Schau an, was ein „Nein!“ so alles bewirken kann.