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„In diesem Businessplan ist jedes Taschentuch kalkuliert.“

Brünette Frau in grüner Jacke tippt Schreibmaschine

Gedanken zum Thema Businessplan mit Herzblut

Ich hatte neulich die Freude, ein wunderbares Interview für Mutig-und-Klug.de mit der erfolgreichen Stuttgarter Unternehmerin Ute Züfle führen zu dürfen. Sie ist eine super positive, energiegeladene Frau, die mit ganz viel Empathie auf die Menschen in ihrem Umfeld zugeht.

Businessplan

Eine der großen Fragen, die mich im Vorfeld dieses Gespräches beschäftigten, war, wie sie ihren Businessplan geschrieben hat. Denn der Businessplan umfasst ja so ziemlich jeden Themenbereich, der uns bei einer Gründung so beschäftigt. Er ist fast ein lebender Organismus, nie fertig, immer in Entwicklung. Zahlen, Fakten, Analysen und schlussfolgernde Annahmen sind ebenso enthalten wie Prosateile, die mit Enthusiasmus und mitunter sehr emotional die eigenen Ideen und Visionen greifbar machen.

So gibt es sicher bei jeder und jedem von uns Teile, die einem mehr oder auch weniger liegen. Manches geht leicht von der Hand, für andere Elemente holen wir uns Rat. Allein Abschnitten gemein ist jedoch, dass sie die Fortsetzung einer Idee sind, die mal mit ganz viel visionärem Eifer und Herzblut das Licht der Welt erblickt hat.

Wie schreibt man einen Businessplan, wie kalkuliert man, wie trifft man harte Entscheidungen, wie diskutiert und verteidigt man Preise, wenn das ganze Herz an der eigenen Unternehmung hängt? Denn das trifft auf viele von uns zu. Und doch ist es bei Ute in besonderem Maße der Fall. Denn sie ist Bestatterin.

Ihr Berufsfeld ist also von Natur aus und nicht nur für sie eines, dass mit vielen Emotionen und auch Ängsten behaftet ist. Ihre Kunden befinden sich in einer gefühlsmäßigen Ausnahmesituation. Und die Frage danach, wie viele Kunden im kommenden Jahr Bestattungsform X wählen werden (der Trend geht zu …) mutet doch befremdlich an.

Zielgruppe, Marktanalyse, Marketing

Aber natürlich muss Ute ihre Zielgruppe definieren. Sie muss ihren Markt kennen. Ihr Marktpotenzial, um kalkulieren zu können. Sie musste einer Bank ihren Umsatz prognostizieren. Sie muss mit Kunden über Geld sprechen. Sie muss über Marketing nachdenken. Kurz: Sie muss Geschäftsfrau sein.

Ihr all diese Fragen stellen zu können, hat mich sehr fasziniert. Denn die meisten von uns Gründerinnen starten mit ihrem Herzensprojekt. Und setzen es damit einer Entwicklung aus. Es reift, es wächst, es verändert sich. Ich muss als Gründerin so vieles lernen und tun, was mit dem auslösenden Gedanken nichts zu tun hat. Und sei es „nur“ die Buchhaltung. Es kommen Einflüsse und Notwendigkeiten von außen dazu, mit denen wir uns auseinandersetzen. Ute war nicht immer Bestatterin. Sie hatte einen Job. Sie hätte auch nebenberuflich gründen können. Aus einer sicheren Situation heraus, mit doppeltem Boden. Sie hat sich anders entschieden.

„Ich brauchte den Tritt in den Hintern.“

Das sagte sie. Aber nicht, um wirklich zu springen, sondern – so wie ich sie verstanden habe – um in diesem einen Augenblick zu springen. Der Gedanke beschäftigt mich. Denn viele von uns wissen, dass sie es ernst meinen. Dass sie gründen wollen, gründen werden und dass sie ein Unternehmen schaffen wollen, das sie trägt und Zukunft hat. Aber es gehört noch eine Sache mehr dazu: Den Zeitpunkt zu finden. Ihn zu erkennen und dann wirklich zu starten. Den Moment, um den doppelten Boden aufzugeben und sich ganz auf die eigenen Fähigkeiten, die Vision, letztlich den eigenen Erfolg zu verlassen. Daran glauben!

Wie geht es Euch mit all diesen Gedanken? Beschäftigen Sie Euch? Ist das alles gar kein Thema? Welche Gedanken nehmt Ihr mit in den Schlaf oder in Euer Tagebuch?

Das Interview wirkt noch immer in mir nach. Es wird am 22.05.2023 auf Mutig-und-Klug.de erscheinen und natürlich überall, wo Ihr Podcasts hören könnt. Es lohnt sich.

Wie mache ich mich selbstständig – ein Rechercheguide

Brünette Brillenträgerin blickt nach links oben und lächelt

Wie mache ich mich selbstständig?

Auf dem Weg in die Existenzgründung gibt es viele Fragen, deren Antworten Schritt für Schritt zu erarbeiten sind: persönliche Fragen, Fragen der inneren Haltung, finanzielle Fragen, rechtliche und strategische Fragen.

Dieser Artikel ist ein Recherche- und Google-Leitfaden, mit welchen Themen Du Dich beschäftigen solltest, mit wem Du reden solltest und welche Fragen Du reflektieren solltest vor und während der Gründung.

Was bedeutet „Selbstständig“ sein?

Viele nutzen den Begriff „selbstständig sein“ synonym für „nicht angestellt sein bei einem Arbeitgeber“.

Das statistische Bundesamt definiert den Begriff so:

Selbstständige sind Personen, die ein Unternehmen oder einen Betrieb beziehungsweise Arbeitsstätte als Eigentümerinnen beziehungsweise Eigentümer, Miteigentümerinnen beziehungsweise Miteigentümer, Pächterinnen beziehungsweise Pächter oder als selbstständige Handwerker oder Gewerbebetreibende leiten sowie freiberuflich Tätige.

Zu den Selbstständigen zählen keine Personen, die in einem arbeitsrechtlichen Verhältnis stehen und lediglich innerhalb ihres Arbeitsbereichs selbstständig disponieren können […]

https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Glossar/selbststaendige.html

Welche Rechtsform ist die Richtige für meine Selbstständigkeit?

Demnach ergibt sich schon aus dieser Definition eine Frage mit Folgefragen: Welche Rechtsform wird die Unternehmung haben? Welche muss die Unternehmung haben? Denn manche Berufe unterliegen gesetzlichen Auflagen bei anderen gibt es mehrere Optionen.

Sprich: Nachdem Du definiert hast, was Du machen willst, solltest Du gründlich recherchieren, ob gesetzliche Vorgaben Deine Rechtsform bestimmen. Darauf kommen wir später wahrscheinlich noch mal zurück.

Womit mache ich mich selbstständig?

Das womit zu definieren ist die Grundlage für alle möglichen Fragen: was willst Du Deinen Kund:innen anbieten?

Diese Fragestellungen gehen alle in Richtung: Strategie! Und zwar Geschäftsmodellstrategie. Die Geschäftsmodellstrategie erstellst Du pro Produkt. Mit Produkt meine ich: „Digitale oder physische Güter“ oder „Digitale oder physische Dienstleistungen und Services“.

Hier gibt es viele nützliche Methoden, die Du dazu nutzen kannst, die Strategie festzulegen. Dazu gehört:

  • Was ist der Mehrwert, den meine Produkte liefern – welches Problem lösen meine Produkte?
  • Wem biete ich meine Produkte an? Welche Kundensegmente sind für mich relevant? Wie groß sind diese Segmente, sind sie in Ihrer Gesamtheit mit ihrer Kaufkraft ein lukrativer Markt?
  • Wie bekommen sie meine Produkte, in welchem Kanal liefere ich sie ihnen aus?
  • Welche Kundenbeziehung baue ich auf, sodass sie meine Produkte wiederkaufen oder weiterempfehlen?
  • Was zahlen meine Kund:innen und wie?
  • Was sind meine Kernaktivitäten und was lagere ich aus?
  • Wie ist meine Strategie für meine Partnerauswahl, mit wem arbeite ich zusammen?
  • Welche Schlüsselressourcen habe ich zur Verfügung?
  • Und zu guter Letzt: Was kostet mich der Spaß? Wie viel muss ich aufwenden, um das Produkt zu produzieren, zu erstellen, zu vermarkten?

Zusätzlich zu diesen 9 Perspektiven der Geschäftsmodellentwicklung, die auf Alexander Osterwalder und sein Team zurückgehen, kommen weitere Fragen auf Dich zu.

Fragen des Wettbewerbs und wie Du Dich im Wettbewerb positionierst.

Wie baust Du eine Marketingstrategie auf, die evtl. je Produkt variiert?

Hast du rechtliche Einschränkungen, die Du beachten musst oder wird es rechtliche Einschränkungen geben (zum Beispiel durch anstehende EU Verordnungen). Auch hier gibt es nützliche Analysen, die Dir dabei helfen.

Welche Kosten kommen auf mich zu bei der Selbstständigkeit?

Das ist ein klares: kommt drauf an!

Sehen wir uns die Kosten mal genauer an:

Wenn Du mehrere Produkte verkaufst, hast du also Kosten für jedes Produkt.

Dazu kommen (sehr wahrscheinlich) Kosten für Deine Firma, je nach Rechtsform sind sie größer oder kleiner.

Es kommen ggf. einmalige Kosten auf Dich zu bei der Firmengründung. Die Kosten ändern sich übrigens auch, wenn ihr im Team eine Kapitalgesellschaft gründet und besondere Klauseln im Gesellschaftervertrag vereinbaren wollt.
Wir hatten zum Beispiel folgende Kostenblöcke:

  • Notar
  • Rechtsanwalt für Gesellschaftervertrag und verschiedene Dokumente
  • Steuerberater

Aus unserer Erfahrung (wir haben eine UG (haftungsbeschränkt) gegründet, haben wir folgende Kostenblöcke beim Aufbau der Firma in den ersten zwei Jahren gehabt:

  • IHK Beitrag
  • GEZ Beitrag
  • Website-Hosting
  • Templates für die Webseite (WordPress)
  • Webseiten Plug-ins (z.B. Cookie plug-in)
  • Logo-Erstellung
  • PCs, sonstige Hardware
  • Diverse Softwarelizenzen für Zusammenarbeit, Dokumentenablage, Kundendatenspeicherung
  • Rechtsberatung für AGB, Datenschutzerklärung

Und dann folgende Produktspezifische Kosten für digitale und physische Produkte:

  • Marketing
  • Produktentwicklung (wir verkaufen u.a. auch Kartenspiele)
  • Plattformkosten für unseren Onlinekurs
  • Lizenzkosten für Videobearbeitungs-Software
  • Hardwarekosten für Videokameras und Mikrofone

Brauchst Du einen Businessplan?

Ich würde die Frage anders beantworten: für wen brauchst Du einen Businessplan?

Wenn Du Dir über alles, was oben steht, vollkommen bewusst bist, und wirklich stringent daran arbeitest, hast Du wahrscheinlich schon alles im Kopf oder in diversen Exceltabellen und Präsentationen, um einen Businessplan auszufüllen.

Wenn Du alleine gründest für Dich, Du Dir über Kosten und Nutzen, über den zu erwartenden Gewinn bewusst bist, dann brauchst Du wahrscheinlich keinen formalen Businessplan.

Was wir empfehlen, ist, einen Finanzplan zu haben, in dem Du all Deine Kosten erfasst, um einen Überblick zu haben, was rausgeht und was reingeht.

Der Finanzplan mit einem Ausblick auf die nächsten Jahre ist Teil des Businessplans.

Deswegen ist die Frage eher: für wen brauchst Du einen Businessplan?

Nochmal zu Frage: Für wen brauchst Du einen Businessplan?

Wenn Deine Geschäftsidee investitionsintensiv ist oder sehr kostenintensiv, oder die Unternehmung risikoreich ist (d.h. es ist keine sichere Bank, Du oder ihr wisst nicht wirklich, ob das, was ihr euch überlegt habt, funktionieren wird), lohnt sich ein Businessplan auf jeden Fall – aber eher deswegen: weil ihr euch wirklich intensiv damit beschäftigt habt, wie die Produktstrategie ist, warum ihr davon überzeugt seid, dass es funktionieren kann, wo Risiken sind und Chancen, wie das worst-case und das best-case Finanz-Scenario aussehen kann.

Mit dem Businessplan schreibt Ihr oder schreibst Du auf, warum und unter welchen Bedingungen die Unternehmung erfolgreich wird.

Und der Businessplan ist meistens dafür gedacht, jemand anderen zu überzeugen: die Bank, ein:e Investor:in, Partner:innen und so weiter.

Je nachdem, wer der Adressat ist, ändert sich auch der Inhalt und der Pitch des Businessplans.

Für wen mache ich mich selbstständig?

Die Frage „für wen mache ich das?“ ist die perfekte Überleitung in den privaten Bereich.

Die Fragestellung, ob Selbstständigkeit, Unternehmertum, Freiberuflichkeit etwas für einen selbst ist, wird sich wohl im Laufe der Zeit herausstellen. Fest steht, dass der Weg in die Selbstständigkeit eine sehr erkenntnisreicher ist: man lernt sehr viel über sich, seine eigene Motivation, wofür man steht – also innere Werte, und solche Werte, die man nach außen trägt.

Letztlich, machst Du Dich selbstständig für Dich selbst. Weil Du in dieser Form am besten arbeiten kannst, weil Du Dich selbst verwirklichen willst, etwas für die Nachwelt hinterlassen möchtest, anderen einen Arbeitsplatz bieten willst, die Welt verbessern willst oder oder oder.

Dein persönliches „Warum?“ und „Wozu?“ solltest Du für Dich kennen. Gründet Ihr im Team, lohnt es sich, die Motivation und den Zweck der jeweils anderen zu kennen.

Es lohnt sich, Dein Umfeld mit einzubeziehen, wenn Du Dich auf den Weg machst. Stehen Deine Freunde und Deine Familie hinter Dir? Hast Du Menschen, um Dich herum, die Dich erfolgreich sehen wollen? Die Dir ehrlich helfen, mit Rat und Tat?

Wenn es um die persönliche Situation geht, hast Du vielleicht auch Deine persönliche finanzielle Situation im Kopf.

Kann ich es mir überhaupt leisten, in die Selbstständigkeit zu gehen?

Hier ein paar Tipps von uns, mit wem Du reden kannst, um Deine finanzielle Situation zu prüfen.

In der Selbstständigkeit musst Du Dein Einkommen selbst erwirtschaften. Du solltest Dir also klar werden, wieviel Du brauchst.

Dazu eignen sich Haushaltsbuchlisten. Buchführen oder mit einer Finanzapp Deine Ausgaben tracken über eine Weile. Eine Liste aller Verträge hilft.

Mit wem soll ich reden, bevor ich mich selbstständig mache?

Und, je nachdem, wie Du drauf bist, solltest Du nicht nur an die aktuelle Situation denken, sondern auch an später und an den Fall der Fälle, wenn mal etwas ist – Rente, Vorsorge, Absicherung.

In der Vorbereitungsphase für die Selbstständigkeit, können folgende Gespräche helfen:

  • Termin und kostenfreie Beratung bei der deutschen Rentenversicherung
  • Termin bei Deiner Krankenkasse (was musst Du zahlen und wie zahlst du deine Versicherung, privat oder gesetzlich?)
  • Beratung durch einen unabhängigen Finanzprüfer (sogenannte Honorarberatung), er schaut sich Deine Finanzen an und kann auch Analysen und Prognosen für verschiedene Szenarien erstellen. Honorarberater sind Provisionsunabhängig, dafür zahlst Du ihn. Er sollte Dir also nicht irgendwelche Pakete und Produkte verkaufen, von denen er am meisten profitiert.
  • Eine Steuerberatung in Anspruch nehmen
  • Auch die Agentur für Arbeit berät Dich, ob Du zum Beispiel einen EXI-Gutschein und/oder einen Gründungszuschuss bekommen kannst für Deine Gründungsidee
  • Letztlich gibt auch die IHK und weiter Gründungszentren Hilfe und Rat, wie Du Netzwerk aufbaust und Hilfe bekommst

Also nochmal einen Schritt zurück:

Von der Idee bis zur Firma vergehen oft Wochen ins Land. Vor allem, wenn Du nicht zur Gruppe der Seriengründer:innen zählst oder Dich durch alles alleine kämpfen musst.

Wenn Du Dich auf den Weg in die Selbstständigkeit machst, kommst Du wahrscheinlich an folgenden Wegweisern vorbei:

  • Strategie und Geschäftsmodell für Dein( e) Produkt(e) entwickeln (iterativ, Schritt für Schritt)
  • einen Businessplan schreiben (wenn Du ihn jmd. schicken willst z.B. für Förderung oder Invest)
  • Innerliche Klärung für Dein/Euer „warum“ und „wozu“
  • Persönliche finanzielle und steuerliche Situation reflektieren und kennen
  • Mit Deinem Umfeld sprechen und Dir ehrliche Verbündete suchen
  • Gründen, Gewerbe anmelden, Dich freiberuflich melden…
  • und loslegen

Ein Gespräch mit Notar Dieter Blochinger über Gründung

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Ein Gespräch mit Notar Dieter Blochinger über Gründung

Wenn man schon mal die Ehre hat, sich in Ruhe mit einem Notar zu unterhalten, kann man ihn ja auch direkt gleich mal zum Thema Unternehmensgründung ausfragen. Wir sprachen mit Notar Dieter Blochinger aus Stuttgart und durften all unsere Fragen rund um Gründungen an ihn loswerden.

Stammkapital, Satzung, Notartermin, Handelsregister – was ist was und wozu ist es gut? Wie ist die richtige Reihenfolge? Wann bin ich haftungsbeschränkt? All diese Themen waren für uns böhmische Dörfer, bis wir sie selbst bereisten. Herr Blochinger führt sie im Podcast-Interview für uns nochmal ausführlich aus.  Must-have Folge für alle, die sich auf eine GmbH oder UG (haftungsbeschränkt) Gründung vorbereiten.

Wir blicken auf ein sehr sachliches, detailliertes Gespräch mit Herrn Blochinger zurück. Janina und ich sind uns einig: wenn wir dieses Gespräch vor unserer Gründung gehabt hätten, wären wir um einiges schlauer und schneller gewesen.

Hier gibt es das Gespräch auch im Audio-Format oder auf mutig-und-klug.de

Play Video

Bei welchen Existenzgründungen muss man zum Notar?

Nur der nicht eingetragene Kaufmann muss nicht zum Notar, führt Herr Notar Blochinger im Gespräch aus. Jedoch jeder und jede, der ins Handelsregister aufgenommen werden will oder muss, kommt an einem Notar nicht vorbei bei der Existenzgründung. Also GmbH oder die Aktiengesellschaft, aber auch die Mini-GmbH – die UG (haftungsbeschränkt) müssen zum Notar zum Beurkundungstermin.

Der oder die Notarin veranlasst nach der Beurkundung die Eintragung ins Handelsregister.

Was ist das Handelsregister und wozu ist es gut?

„Das Handelsregister ist dazu geschaffen worden, dass der Rechtsverkehr sich davon überzeugen kann, ob und wie ein Unternehmen besteht und vor allem, wer für das Unternehmen handeln kann“, sagt Notar Blochinger. „Deswegen ist es eine Abteilung des Amtsgerichts.“ Das Handelsregister ist mittlerweile digital organisiert und für alle im Internet einsehbar. Ein Hauptgrund für das Handelsregister ist die Transparenz und die Sicherheit für Kund:innen und Geschäftspartner:innen: „Gibt es das Unternehmen, hat es die besagte Rechtsform und vor allem, wie sind die Vertretungsverhältnisse?“ Alle Interessensgruppen können sich im Handelsregister davon überzeugen, wie hoch das Haftungskapital ist.

 

Fake-Rechnungen nach Unternehmensgründung?

Nach der Unternehmensgründung kommt es oft dazu, dass Fake-Rechnungen an das frisch-gebackene Unternehmen geschickt wird. Gerade die Kombination der beiden Ereignisse – die Gründung beim Notar mit dem Hinweis, dass die Rechnung für die Beurkundung von den Gründer:innen zeitnah zu begleichen sei, und die transparente Veröffentlichung der Gründung im Handelsregister, die den Absendern dieser falschen Rechnungen die Kontaktdaten des Unternehmens vermittelt – führt oft dazu, dass Gründer:innen in die Falle der Fake-Rechnungen tappen. Viele Notar:innen, so auch Herr Blochinger, händigen hierzu ein Merkblatt aus, dass auf diese Praktiken hinweist. Denn, Vorsicht: Gründer:innen können sich nicht auf das Verbraucherschutzgesetz zurückgreifen. „Sich auf Verbraucherschutz berufen, das kann man sich in Deutschland und Europa primär als Verbraucher und nicht als Unternehmer!“, führt Blochiner im Gespräch aus. „Von Kaufleuten wird verlangt, dass sie sich die Dinge genau durchlesen.“ Also Augen auf bei den Rechnungen, die nach der Gründung eintrudeln und lieber einmal mehr Nachfragen, als zu wenig.

 

Checkliste für den Notartermin zur Beurkundung der Existenzgründung?

Über folgende Dinge müsst ihr Euch vor dem Notartermin kümmern:

  1. Klärung der Rechtsform (KG, OHG, GmbH, UG (haftungsbeschränkt)
  2. Unternehmenszweck
    • Braucht die Tätigkeit eine staatliche Genehmigung? (zum Beispiel eine Gaststättenkonzession) wird allerdings weder vom Notar oder vom Handelsregister geprüft, läuft aber eventuell über das Gewerbeamt
  3. Gegenstand des Unternehmens
  4. Name des Unternehmens
    • Wie soll mein Unternehmen heißen?
    • Prüfung: gibt es ein Unternehmen mit gleichem Namen im gleichen Ort? Profitipp: wendet euch hierbei an die IHK
  5. Sitz des Unternehmens mit Adresse, Firmenanschrift ist wichtig
  6. Unternehmenskonto (Welche Bank wird die Geschäftsbank?)
  7. Mindestkapital klären (sogenanntes Stammkapital)
  8. Gewerbeanmeldung klären:
    • Anruf beim Gewerbeamt hilft, zu klären, wie und wann die Gewerbeanmeldung erfolgen soll

Leistet der Notar Beratung vor der Gründung?

„In Rechtsfragen leisten wir Beratung, aber eben keine steuerlichen Belange. Das heißt, in aller Regel läuft das parallel, dass sowohl ein Gesellschaftervertrag erarbeitet wird, der steuerliche Aspekte nicht beinhaltet und das Ganze dann dem Steuerberater vorgelegt werden sollte zur Prüfung“, führt Notar Blochinger aus. Gründer:innen können vom Notar jedoch keine einseitige Rechtsberatung erwartet: „Der [Notar] steht neutral zwischen den Gesellschaftern“.

 

Wie viel kostet eine GmbH oder UG Gründung beim Notar?

Notargebühren sind bundeseinheitlich geregelt.

Nach welchen Kriterien sollte man sich den Notar aussuchen, bei dem man gründet?

Herr Blochinger versichert, „Sie dürfen davon ausgehen, dass jeder Notar in Deutschland in der Lage ist, Sie bei der Unternehmensgründung gut und zielsicher zu begleiten. Notargebühren sind bundeseinheitlich geregelt.

Demnach sind die Kriterien eher praktischer Natur:

  1. Zeitliche Flexibilität (Wie schnell bekomme ich einen Termin im Notariat?)
  2. Örtlichkeit: ist das Notariat gut für alle Beteiligten zu erreichen?

Wie läuft der Notartermin bei der Gründung ab?

Kurz vor dem Termin wird der Ausweis kopiert, damit sich die Gründer:innen identifizieren. Die Identität aller wird geklärt. „Das ist ein großer Vorteil, ein Gewinn, warum Notare vom Gesetzgeber eingebunden werden in solche Gründungsprozesse, damit die Identität klar geklärt ist.“, konstatiert Herr Blochinger.

Der Notar erklärt „Beim Termin selbst sind die wichtigsten Dinge schon geklärt“. Denn die Verträge müssen bereits vor dem Termin geklärt und ausgearbeitet sein. „Der Gründungstermin ist […] das finale Durchgehen der Verträge, in dem der Notar ihn den Beteiligten komplett vorliest und entsprechend erläutert.“

Warum liest der Notar so schnell?

Herr Blochinger sieht sich hier als Dolmetscher. Wenn er schnell liest, sagt er, dann nur, damit er mehr Zeit hat, die „juristisch einwandfreie Sprache, die für den Laien vielfach nicht verständlich ist, in eine dann hoffentlich verständliche Sprache“ zu übersetzen, „sodass, jedem, die Tragweite dessen, was er unterschreibt, klar wird.“

Wann platzt der Notartermin bei der Gründung?

Das kommt zwar selten vor, kann aber sein. „Im Einzelfall kann es so enden, dass man sich vertagt“, berichtet Herr Blochinger aus seiner jahrelangen Erfahrung. Der Vertrag sollte im Vorhinein allen Beteiligten bekannt sein.

Notartermin mit Dolmetscher:in?

Ein Grund kann allerdings sein, dass es Sprachproblem bzw. Verständnisprobleme gibt, wenn nicht alle Beteiligten der deutschen Sprache soweit mächtig sind, dass sie verstehen, was sie unterschreiben. Dann wird ein neuer Termin mit Beteiligung eine:r Übersetzer:in / Dolmetcher:in gewählt. Also, auch hier gilt: ran ans Telefon und frühzeitig mit dem Notariat klären, ob und inwiefern ein:e Dolmetscherin beim Termin dabei sein muss, damit bei der Beurkundung alles glatt geht.

 

Gründung beim Notar – Hausaufgaben nach der Gründung

Folgende Tätigkeiten stehen nach der Gründung an

  1. Briefkasten beschriften: jede Post muss zugestellt werden.

„Die Post des Notars ist die Generalprobe. Die Post des Amtsgerichts die Premiere. Und wenns die Premiere einer Veranstaltung verhagelt, dann wir die ganze Aufführung über die Laufzeit nichts.“, sagt Notar Blochinger. Also ran an den Stift: Briefkasten beschriften!

  1. Geschäftskonto eröffnen
  2. Geschuldetes Kapitel – Stammkapital einzahlen

Erst nach der Einzahlung des Stammkapitals kann die Handelsregistereintragung erfolgen

Ohne Notareinwirkung stehen dann noch an:

  1. Gewerbeanmeldung
  2. Transparenzregister (seit dem 1.8.21 verpflichtend in Deutschland!)

Und dann:

  1. Party!

Zwischen Notartermin und Handelsregistereintrag – was muss ich beachten?

„Wenn Sie sich eine Rechtsform gegeben haben, bei der es um Haftungsbegrenzung geht – eine GmbH – Gesellschaft mit beschränkter Haftung, eine mini GmbH UG (haftungsbeschränkt) genannt“, sagt Notar Blochinger, dann sollte man tunlichst abwarten, bis der Handelsregistereintrag vorliegt, bevor man verbindliche Verträge abschließt. Haftungsbeschränkung liegt demnach erst nach der Eintragung vor und nur dann, wenn das gezeichnete Kapital (das Stammkapital) „jungfräulich“ auf dem Unternehmenskonto liegt. Geht der/die Gründer:in vor der Eintragung Verträge oder Verpflichtungen ein, bestellt Material oder least sich einen Firmenwagen und würde zum Beispiel bereits das eingezahlte Stammkapital verringern, dann hat diese Person eben nicht die gewünschte Haftungsbeschränkung.

Ab wann ist eine GmbH und/oder Unternehmergesellschaft wirklich haftungsbeschränkt?

Wenn man die Reihenfolge richtig einhält, also erst den Handelsregistereintrag abwartet und das Stammkapital in voller Höhe auf dem Konto liegt und so bestätigt wurde, besteht danach die Haftungsbeschränkung.

Auf was bezieht sich das Haftungsbeschränkt?

Die Haftung beschränkt sich auf das Kapital des Unternehmens. „Der Grundsatz ist eben keine Haftung der Gesellschafter und das ist der Grund warum diese Rechtsform der Kapitalgesellschaften mit einem Mindeststammkapital so beliebt sind im Rechtsverkehr“, erklärt Herr Blochinger.

Beachten sollte man allerdings die Formalia bei Bestellungen, Beauftragungen und im Briefverkehr: Es muss klar und eindeutig sein, dass die Firma der Geschäftspartner ist.

Was ist das Stammkapital?

Das Stammkapital ist das Kapital, zu dem sich die Gründer:innen zum Beginn der Gründung verpflichtet haben, auf das Unternehmenskonto  zu überweisen. Die Höhe des im Handelsregister hinterlegten Kapitals bedeutet nur, dass zur Gründung des Unternehmens dieses Kapital vorhanden war. Danach kann und darf das Unternehmen mit dem Stammkapital wirtschaften.

Wann muss ich nach der Gründung nochmal zum Notar?

Es gibt einige Gelegenheiten, nochmal zum Notar zu gehen nach der Gründung:

  • Stammkapitalerhöhung
  • Inländische Geschäftsadresse ändert sich
  • Namensänderung des Unternehmens
  • Bei Kapitalgesellschaften: Geschäftsführerberufung oder Neubestellung von Geschäftsführer:innen
  • Änderung der Beteiligungsstruktur: Veräußerung von Anteilen
  • Änderungen am Gesellschaftsvertrag: Satzungsänderung
  • Auflösung der Gesellschaft: Liquidation

Wie löst man eine Gesellschaft (z.B. GmbH) auf?

Der Notar erklärt: Es werden Liquidatoren bestellt. Das ist nichts anderes als die Geschäftsführer in der Auflösungsphase des Unternehmens. Dann beginnt ein Sperrjahr, bevor das vorhandene Kapital an die Gesellschafter ausgeschüttet werden darf und die Registereintragung final gelöscht wird. Das Sperrjahr ist dazu da, alle laufenden Geschäfte abzuwickeln und mit dem Finanzamt klar Schiff zu machen.

Was sind Liquidatoren?

Das ist nichts anderes als die Geschäftsführer in der Auflösungsphase des Unternehmens.

Wie läuft der Eintritt eines weiteren Gesellschafters ab?

„Es besteht die Möglichkeit, eine Kapitalerhöhung zu beschließen und damit neue Geschäftsanteile zu bilden, die dann der neue zeichnen darf und auf diese Weise ins Unternehmen kommt. Oder Sie von Ihren Geschäftsanteilen eine entsprechende Anzahl von Geschäftsanteilen schlichtweg verkaufen.“, erklärt Herr Blochinger. Per Notargsetz bedarf das einer notariellen Beurkundung.

Der Verkauf von Anteilen ist ein Privatverkauf. Verkaufe ich also einen Teil meiner Anteile an eine Freundin, ist das „ein Geschäft am Unternehmen vorbei“ und somit ein Privatverkauf. Einen neuen Gesellschaftsvertrag braucht es hier nicht zwingend. Oft ist es allerdings so, dass die Spielregeln in der Satzung, die nur für eine Person geschrieben wurde, für eine Mehrgliedrigkeit nicht mehr passt. Ratsam ist es sicher, dass sich alle neue Gesellschafter:innen die bestehende Satzung durchlesen und das Gründungsteam ein gemeinsames Verständnis über die Spielregeln erlangt.

 

Was ist das Pie-Slicing Verfahren?

Beim Pie Slicing spiegelt der Gesellschaftervertrag wider, dass entgegen der ungleichen Kapitaleinbringung die Gewinnbeteiligung am Unternehmen zum Beispiel 50:50 sein kann. Pie-Slicing wird oft im Start-up Sektor verwendet, wo die Ressourcen, die die einzelnen Parteien einbringen, verschieden sind.

Zum Beispiel: auf der einen Seite gibt es einen Geldgeber:in und auf der anderen Seite den/die Ideengeber:in, mit dem Knowhow oder den Kontakten. Hier passt der Grundsatz nicht, dass alle gemessen am eingebrachten Kapital am Gewinn beteiligt werden. Hat die Geldgeberin keine Zeit, sich um das Unternehmen zu kümmern, und die Ideengeberin kein Geld, allerdings das Know-how, das Unternehmen erfolgreich zu machen, können sich beide Parteien im Pie-Slicing Verfahren auf eine für sie angebrachte und gerechte Gewinnbeteiligung einigen.

Das kann allerdings auch in einer Gesellschaftervereinbarung geregelt werden, die nicht öffentlich einsehbar ist. Diese geht nicht an das Handelsregister, kann aber notariell beurkundet werden bei Bedarf.

 

Teamgründung – worauf sollen wir achten?

Wenn man gemeinsam gründet, gibt es ein paar Dinge, die in der Satzung beachtet werden sollten:

  1. Die Satzung muss die Anteilsaufteilung der Gründer:innen enthalten (wer besitzt wieviele Anteile?)
  2. Ankaufs- und Vorkaufsrecht von Anteilen
  3. Inwieweit sind Anteile frei veräußerlich?
  4. Inwieweit muss eine Zustimmung der Quoren bestehen, um Anteile zu veräußern
  5. Wettbewerbsklausel (darf einer der Gründer:innen parallel in derselben Branche tätig sein?)
  6. Für Fälle der Streitigkeiten: Einziehungsklauseln, unter welchen Voraussetzungen kann ein:e Mitbegründer:in die Anteile verlieren
  7. Kündigungsregeln: Abstoßung von Anteilen
  8. Güterstandsklauseln, die eine:n Mitbegründer:in verpflichten, mit dem Ehepartner oder der Ehepartnerin eine Gütertrennung zu vereinbaren, damit die Unternehmensbeteiligung bei einer Scheidung nicht Liquidität aus dem Unternehmen zieht
  9. Regelungen für den Tod eine:r Gesellschafter:in: Anteile sind freivererblich, die Anteile stehen erstmal zwingend den Erb:innen zu bei einer GmbH. In der Satzung können allerdings entsprechende Regelungen getroffen werden, wie im Sterbefall von Gesellschafter:innen verfahren werden soll. Anders ist das bei Personengesellschaften: da gilt der Grundsatz „Gesellschaftsrecht vor Erbrecht“.
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