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Lesen Sie über Pitching, Strategie, Führung und Gründung.

Wie führe ich ein meeting souverän

Brünette Frau die Schachfiguren ordnet

Souverän durch ein Meeting führen

Oder auch: Wie nutze ich Rolle und Raum?

Die zwei Rs für Deine Führung!

Es sind vor allem die Leisen unter uns, die sich das immer wieder fragen: Wie verschaffe ich mir Gehör und Aufmerksamkeit, ohne auf den Tisch zu hauen. Denn das liegt mir einfach nicht. Mache ich mich aber nicht lautstark bemerkbar, werde ich übersehen. Andere werden vor mir gehört oder vielleicht sogar für MEINE Ideen gelobt.

Wie also schaffe ich es, wahrgenommen zu werden, ohne mich zu verbiegen?

Hier ein kleines Workout für das eigene Training.

 

Step 1: Rollenverständnis

 

Der Einstieg ist Dein Rollenverständnis. Welche Rolle hast Du in dem bestimmten Moment? Und was erwartest Du selbst von solch einer Rolle?

Zum Beispiel: Du machst eine Städtetour und buchst eine Stadtführung. Der Stadtführer hält Dich für einen Filmstar und ist so eingeschüchtert, dass er seinen Text vergisst.

In diesem Fall erwartest Du, dass er führt. Es ist sein Job zu sagen, wo es langgeht. Er hingegen schreibt Deiner Rolle eine solche Berühmtheit zu, dass er der eigenen Rolle nicht mehr gerecht werden kann.

Was sollte er mit dem Dilemma umgehen? Wenn es doch seine Aufgabe ist, die Führung zu übernehmen. Selbst eine echte Berühmtheit würde sich in dieser Situation von ihm führen lassen und das auch unbedingt so wollen.

Einer bestimmten Rolle werden also per Definition schon einige Erwartungen zugeschrieben. Manchmal hilft es, wenn wir uns klar machen, welches diese Erwartungen gerade sind.

Übung Rollenverständnis

Versuche mal eine Art Jobbeschreibung für das Führen eines Meetings.

Kreuze Zutreffendes an, streiche durch und ergänze, was fehlt:

  • Rituale: Sie geben Struktur und vermitteln Souveränität (Begrüßung, Verabschiedung).
  • Raum vorbereiten.
  • Agenda: Du wirkst gleich souveräner, wenn Du ‘nen Plan hast.
  • Das eigentliche Thema einführen.
  • Ziel formulieren.
  • Wortbeiträge steuern.
  • Kaffee servieren.
  • Technik bedienen.

 

Wenn Du an Dein letztes Meeting zurückdenkst, wie war es da? Hattest Du eine klare Vorstellung Deiner Rolle? Es kann Dir helfen, die eigene Rolle immer weiter zu schärfen. Denn Deine innere Haltung wirkt sich neben vielen anderen Dingen auch auf Deine äußere Haltung und damit auf Deine Körpersprache aus. Und Deine Körpersprache stellt schon einmal einige wichtige Weichen, bevor Du überhaupt das erste Wort gesagt hast. Wenn Du einmal reflektieren möchtest, was Deine Körpersprache so an Botschaften übermittelt, lohnt es sich, mit einem Partner:in zu arbeiten.

 

Step 2: Raum, DEIN Raum

Im Theater oder etwa in den gestalterischen Künsten werden Raum und Bewegungen nicht abstrakt genutzt. Sie werden so eingesetzt, dass sie auf das (ungeschulte) Publikum eine bestimmte und gewollte Wirkung erzielen. Man nutzt also Mechanismen, die bei uns Menschen bestimmte Wahrnehmungen auslösen. Dabei geht es um ganz konkrete und oft nur wenige Parameter: Zentrum/Peripherie, Starre/Bewegung und Größe.

Dinge im Zentrum wirken besser. Die Hauptfigur in einem Theaterstück wird den zentralen Monolog nicht halb hinter dem Vorhang versteckt vortragen. Sie wird ins Zentrum aller Blicke rücken, um die maximale Aufmerksamkeit zu bekommen.
Der Christbaum auf dem Markt wird nie ganz am Rand stehen. Er bekommt einen zentralen Platz, weil er die Blicke auf sich ziehen und das Gesamtbild dominieren soll.

Jetzt sind einige von uns einfach nicht der Christbaum-Typ und wollen sich nicht ständig in den Mittelpunkt stellen, um wahrgenommen zu werden. Hier ist das Schöne, dass sie das auch nicht müssen.

Denn ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Starre beziehungsweise Bewegung. Was still an einem Platz ist, nehmen wir irgendwann nicht mehr wahr. Veränderung dagegen fällt uns sofort auf.
Es reicht also MEHR ins Zentrum zu rücken, MEHR Bewegung zu nutzen als sonst, um aufzufallen. Im Meeting kann das sein, sich aufzurichten und den Oberkörper oder die Arme zu bewegen.

Und schließlich die Größe. Schon klar, die eigene Körpergröße kannst Du nicht beeinflussen. Wohl aber, wie groß Du wahrgenommen wirst. Wieviel Prozent des Blickfeldes der anderen Du einnimmst. Und das ganz einfach dadurch, dass Du näherkommst, Dir einen zentraleren Platz aussuchst, mit dem Oberkörper vorn bleibst, statt Dich zurück zu lehnen.

 

Beobachte einmal geübte Redner zum Beispiel Menschen, die ein Produkt auf einer Bühne präsentieren. Wann kommen sie nach vorn und werden für ihre Zuhörer dadurch größer?

Wann treten sie zur Seite und stellen ihr Produkt in den Mittelpunkt? Wann bleiben sie stehen und wann bewegen sie sich? Es kann richtig Spaß machen, diese Parameter mit den angestrebten Auswirkungen auf die Zuhörer abzugleichen:

Er schlendert hin und her – Sympathische Erzählung, warum er selbst so überzeugt davon ist.

Sie bleibt plötzlich stehen – Spannung.

Er kommt ganz nach vorn an den Bühnenrand – Wichtige Info.

Sie tritt zur Seite und stellt das Produkt in die Mitte – Ich bin nicht wichtig, aber meine Damen und Herren, ohne dieses Produkt können Sie keinen Tag länger leben!

 

Es gibt natürlich noch eine ganze Reihe weiterer Aspekte und Mechanismen, die sich darauf auswirken, wie Du wahrgenommen wirst. Doch wie bei allen großen Themen des Lebens, fängst Du mir dem ersten Schritt an und entwickelst Dich dann nach und nach weiter. Beobachte und probiere aus. Drehe zunächst an kleinen Stellschrauben. Beobachte, wie es sich anfühlt. Werde sicherer und gehe dann einen Schritt weiter. Es lohnt sich!

Schreibe uns gern Deine Beobachtungen und Fragen zu diesem Thema. Welche Erfahrungen hast Du gemacht? Was hat Dir geholfen?

„In diesem Businessplan ist jedes Taschentuch kalkuliert.“

Brünette Frau in grüner Jacke tippt Schreibmaschine

Gedanken zum Thema Businessplan mit Herzblut

Ich hatte neulich die Freude, ein wunderbares Interview für Mutig-und-Klug.de mit der erfolgreichen Stuttgarter Unternehmerin Ute Züfle führen zu dürfen. Sie ist eine super positive, energiegeladene Frau, die mit ganz viel Empathie auf die Menschen in ihrem Umfeld zugeht.

Businessplan

Eine der großen Fragen, die mich im Vorfeld dieses Gespräches beschäftigten, war, wie sie ihren Businessplan geschrieben hat. Denn der Businessplan umfasst ja so ziemlich jeden Themenbereich, der uns bei einer Gründung so beschäftigt. Er ist fast ein lebender Organismus, nie fertig, immer in Entwicklung. Zahlen, Fakten, Analysen und schlussfolgernde Annahmen sind ebenso enthalten wie Prosateile, die mit Enthusiasmus und mitunter sehr emotional die eigenen Ideen und Visionen greifbar machen.

So gibt es sicher bei jeder und jedem von uns Teile, die einem mehr oder auch weniger liegen. Manches geht leicht von der Hand, für andere Elemente holen wir uns Rat. Allein Abschnitten gemein ist jedoch, dass sie die Fortsetzung einer Idee sind, die mal mit ganz viel visionärem Eifer und Herzblut das Licht der Welt erblickt hat.

Wie schreibt man einen Businessplan, wie kalkuliert man, wie trifft man harte Entscheidungen, wie diskutiert und verteidigt man Preise, wenn das ganze Herz an der eigenen Unternehmung hängt? Denn das trifft auf viele von uns zu. Und doch ist es bei Ute in besonderem Maße der Fall. Denn sie ist Bestatterin.

Ihr Berufsfeld ist also von Natur aus und nicht nur für sie eines, dass mit vielen Emotionen und auch Ängsten behaftet ist. Ihre Kunden befinden sich in einer gefühlsmäßigen Ausnahmesituation. Und die Frage danach, wie viele Kunden im kommenden Jahr Bestattungsform X wählen werden (der Trend geht zu …) mutet doch befremdlich an.

Zielgruppe, Marktanalyse, Marketing

Aber natürlich muss Ute ihre Zielgruppe definieren. Sie muss ihren Markt kennen. Ihr Marktpotenzial, um kalkulieren zu können. Sie musste einer Bank ihren Umsatz prognostizieren. Sie muss mit Kunden über Geld sprechen. Sie muss über Marketing nachdenken. Kurz: Sie muss Geschäftsfrau sein.

Ihr all diese Fragen stellen zu können, hat mich sehr fasziniert. Denn die meisten von uns Gründerinnen starten mit ihrem Herzensprojekt. Und setzen es damit einer Entwicklung aus. Es reift, es wächst, es verändert sich. Ich muss als Gründerin so vieles lernen und tun, was mit dem auslösenden Gedanken nichts zu tun hat. Und sei es „nur“ die Buchhaltung. Es kommen Einflüsse und Notwendigkeiten von außen dazu, mit denen wir uns auseinandersetzen. Ute war nicht immer Bestatterin. Sie hatte einen Job. Sie hätte auch nebenberuflich gründen können. Aus einer sicheren Situation heraus, mit doppeltem Boden. Sie hat sich anders entschieden.

„Ich brauchte den Tritt in den Hintern.“

Das sagte sie. Aber nicht, um wirklich zu springen, sondern – so wie ich sie verstanden habe – um in diesem einen Augenblick zu springen. Der Gedanke beschäftigt mich. Denn viele von uns wissen, dass sie es ernst meinen. Dass sie gründen wollen, gründen werden und dass sie ein Unternehmen schaffen wollen, das sie trägt und Zukunft hat. Aber es gehört noch eine Sache mehr dazu: Den Zeitpunkt zu finden. Ihn zu erkennen und dann wirklich zu starten. Den Moment, um den doppelten Boden aufzugeben und sich ganz auf die eigenen Fähigkeiten, die Vision, letztlich den eigenen Erfolg zu verlassen. Daran glauben!

Wie geht es Euch mit all diesen Gedanken? Beschäftigen Sie Euch? Ist das alles gar kein Thema? Welche Gedanken nehmt Ihr mit in den Schlaf oder in Euer Tagebuch?

Das Interview wirkt noch immer in mir nach. Es wird am 22.05.2023 auf Mutig-und-Klug.de erscheinen und natürlich überall, wo Ihr Podcasts hören könnt. Es lohnt sich.

Wie mache ich mich selbstständig – ein Rechercheguide

Brünette Brillenträgerin blickt nach links oben und lächelt

Wie mache ich mich selbstständig?

Auf dem Weg in die Existenzgründung gibt es viele Fragen, deren Antworten Schritt für Schritt zu erarbeiten sind: persönliche Fragen, Fragen der inneren Haltung, finanzielle Fragen, rechtliche und strategische Fragen.

Dieser Artikel ist ein Recherche- und Google-Leitfaden, mit welchen Themen Du Dich beschäftigen solltest, mit wem Du reden solltest und welche Fragen Du reflektieren solltest vor und während der Gründung.

Was bedeutet „Selbstständig“ sein?

Viele nutzen den Begriff „selbstständig sein“ synonym für „nicht angestellt sein bei einem Arbeitgeber“.

Das statistische Bundesamt definiert den Begriff so:

Selbstständige sind Personen, die ein Unternehmen oder einen Betrieb beziehungsweise Arbeitsstätte als Eigentümerinnen beziehungsweise Eigentümer, Miteigentümerinnen beziehungsweise Miteigentümer, Pächterinnen beziehungsweise Pächter oder als selbstständige Handwerker oder Gewerbebetreibende leiten sowie freiberuflich Tätige.

Zu den Selbstständigen zählen keine Personen, die in einem arbeitsrechtlichen Verhältnis stehen und lediglich innerhalb ihres Arbeitsbereichs selbstständig disponieren können […]

https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Glossar/selbststaendige.html

Welche Rechtsform ist die Richtige für meine Selbstständigkeit?

Demnach ergibt sich schon aus dieser Definition eine Frage mit Folgefragen: Welche Rechtsform wird die Unternehmung haben? Welche muss die Unternehmung haben? Denn manche Berufe unterliegen gesetzlichen Auflagen bei anderen gibt es mehrere Optionen.

Sprich: Nachdem Du definiert hast, was Du machen willst, solltest Du gründlich recherchieren, ob gesetzliche Vorgaben Deine Rechtsform bestimmen. Darauf kommen wir später wahrscheinlich noch mal zurück.

Womit mache ich mich selbstständig?

Das womit zu definieren ist die Grundlage für alle möglichen Fragen: was willst Du Deinen Kund:innen anbieten?

Diese Fragestellungen gehen alle in Richtung: Strategie! Und zwar Geschäftsmodellstrategie. Die Geschäftsmodellstrategie erstellst Du pro Produkt. Mit Produkt meine ich: „Digitale oder physische Güter“ oder „Digitale oder physische Dienstleistungen und Services“.

Hier gibt es viele nützliche Methoden, die Du dazu nutzen kannst, die Strategie festzulegen. Dazu gehört:

  • Was ist der Mehrwert, den meine Produkte liefern – welches Problem lösen meine Produkte?
  • Wem biete ich meine Produkte an? Welche Kundensegmente sind für mich relevant? Wie groß sind diese Segmente, sind sie in Ihrer Gesamtheit mit ihrer Kaufkraft ein lukrativer Markt?
  • Wie bekommen sie meine Produkte, in welchem Kanal liefere ich sie ihnen aus?
  • Welche Kundenbeziehung baue ich auf, sodass sie meine Produkte wiederkaufen oder weiterempfehlen?
  • Was zahlen meine Kund:innen und wie?
  • Was sind meine Kernaktivitäten und was lagere ich aus?
  • Wie ist meine Strategie für meine Partnerauswahl, mit wem arbeite ich zusammen?
  • Welche Schlüsselressourcen habe ich zur Verfügung?
  • Und zu guter Letzt: Was kostet mich der Spaß? Wie viel muss ich aufwenden, um das Produkt zu produzieren, zu erstellen, zu vermarkten?

Zusätzlich zu diesen 9 Perspektiven der Geschäftsmodellentwicklung, die auf Alexander Osterwalder und sein Team zurückgehen, kommen weitere Fragen auf Dich zu.

Fragen des Wettbewerbs und wie Du Dich im Wettbewerb positionierst.

Wie baust Du eine Marketingstrategie auf, die evtl. je Produkt variiert?

Hast du rechtliche Einschränkungen, die Du beachten musst oder wird es rechtliche Einschränkungen geben (zum Beispiel durch anstehende EU Verordnungen). Auch hier gibt es nützliche Analysen, die Dir dabei helfen.

Welche Kosten kommen auf mich zu bei der Selbstständigkeit?

Das ist ein klares: kommt drauf an!

Sehen wir uns die Kosten mal genauer an:

Wenn Du mehrere Produkte verkaufst, hast du also Kosten für jedes Produkt.

Dazu kommen (sehr wahrscheinlich) Kosten für Deine Firma, je nach Rechtsform sind sie größer oder kleiner.

Es kommen ggf. einmalige Kosten auf Dich zu bei der Firmengründung. Die Kosten ändern sich übrigens auch, wenn ihr im Team eine Kapitalgesellschaft gründet und besondere Klauseln im Gesellschaftervertrag vereinbaren wollt.
Wir hatten zum Beispiel folgende Kostenblöcke:

  • Notar
  • Rechtsanwalt für Gesellschaftervertrag und verschiedene Dokumente
  • Steuerberater

Aus unserer Erfahrung (wir haben eine UG (haftungsbeschränkt) gegründet, haben wir folgende Kostenblöcke beim Aufbau der Firma in den ersten zwei Jahren gehabt:

  • IHK Beitrag
  • GEZ Beitrag
  • Website-Hosting
  • Templates für die Webseite (WordPress)
  • Webseiten Plug-ins (z.B. Cookie plug-in)
  • Logo-Erstellung
  • PCs, sonstige Hardware
  • Diverse Softwarelizenzen für Zusammenarbeit, Dokumentenablage, Kundendatenspeicherung
  • Rechtsberatung für AGB, Datenschutzerklärung

Und dann folgende Produktspezifische Kosten für digitale und physische Produkte:

  • Marketing
  • Produktentwicklung (wir verkaufen u.a. auch Kartenspiele)
  • Plattformkosten für unseren Onlinekurs
  • Lizenzkosten für Videobearbeitungs-Software
  • Hardwarekosten für Videokameras und Mikrofone

Brauchst Du einen Businessplan?

Ich würde die Frage anders beantworten: für wen brauchst Du einen Businessplan?

Wenn Du Dir über alles, was oben steht, vollkommen bewusst bist, und wirklich stringent daran arbeitest, hast Du wahrscheinlich schon alles im Kopf oder in diversen Exceltabellen und Präsentationen, um einen Businessplan auszufüllen.

Wenn Du alleine gründest für Dich, Du Dir über Kosten und Nutzen, über den zu erwartenden Gewinn bewusst bist, dann brauchst Du wahrscheinlich keinen formalen Businessplan.

Was wir empfehlen, ist, einen Finanzplan zu haben, in dem Du all Deine Kosten erfasst, um einen Überblick zu haben, was rausgeht und was reingeht.

Der Finanzplan mit einem Ausblick auf die nächsten Jahre ist Teil des Businessplans.

Deswegen ist die Frage eher: für wen brauchst Du einen Businessplan?

Nochmal zu Frage: Für wen brauchst Du einen Businessplan?

Wenn Deine Geschäftsidee investitionsintensiv ist oder sehr kostenintensiv, oder die Unternehmung risikoreich ist (d.h. es ist keine sichere Bank, Du oder ihr wisst nicht wirklich, ob das, was ihr euch überlegt habt, funktionieren wird), lohnt sich ein Businessplan auf jeden Fall – aber eher deswegen: weil ihr euch wirklich intensiv damit beschäftigt habt, wie die Produktstrategie ist, warum ihr davon überzeugt seid, dass es funktionieren kann, wo Risiken sind und Chancen, wie das worst-case und das best-case Finanz-Scenario aussehen kann.

Mit dem Businessplan schreibt Ihr oder schreibst Du auf, warum und unter welchen Bedingungen die Unternehmung erfolgreich wird.

Und der Businessplan ist meistens dafür gedacht, jemand anderen zu überzeugen: die Bank, ein:e Investor:in, Partner:innen und so weiter.

Je nachdem, wer der Adressat ist, ändert sich auch der Inhalt und der Pitch des Businessplans.

Für wen mache ich mich selbstständig?

Die Frage „für wen mache ich das?“ ist die perfekte Überleitung in den privaten Bereich.

Die Fragestellung, ob Selbstständigkeit, Unternehmertum, Freiberuflichkeit etwas für einen selbst ist, wird sich wohl im Laufe der Zeit herausstellen. Fest steht, dass der Weg in die Selbstständigkeit eine sehr erkenntnisreicher ist: man lernt sehr viel über sich, seine eigene Motivation, wofür man steht – also innere Werte, und solche Werte, die man nach außen trägt.

Letztlich, machst Du Dich selbstständig für Dich selbst. Weil Du in dieser Form am besten arbeiten kannst, weil Du Dich selbst verwirklichen willst, etwas für die Nachwelt hinterlassen möchtest, anderen einen Arbeitsplatz bieten willst, die Welt verbessern willst oder oder oder.

Dein persönliches „Warum?“ und „Wozu?“ solltest Du für Dich kennen. Gründet Ihr im Team, lohnt es sich, die Motivation und den Zweck der jeweils anderen zu kennen.

Es lohnt sich, Dein Umfeld mit einzubeziehen, wenn Du Dich auf den Weg machst. Stehen Deine Freunde und Deine Familie hinter Dir? Hast Du Menschen, um Dich herum, die Dich erfolgreich sehen wollen? Die Dir ehrlich helfen, mit Rat und Tat?

Wenn es um die persönliche Situation geht, hast Du vielleicht auch Deine persönliche finanzielle Situation im Kopf.

Kann ich es mir überhaupt leisten, in die Selbstständigkeit zu gehen?

Hier ein paar Tipps von uns, mit wem Du reden kannst, um Deine finanzielle Situation zu prüfen.

In der Selbstständigkeit musst Du Dein Einkommen selbst erwirtschaften. Du solltest Dir also klar werden, wieviel Du brauchst.

Dazu eignen sich Haushaltsbuchlisten. Buchführen oder mit einer Finanzapp Deine Ausgaben tracken über eine Weile. Eine Liste aller Verträge hilft.

Mit wem soll ich reden, bevor ich mich selbstständig mache?

Und, je nachdem, wie Du drauf bist, solltest Du nicht nur an die aktuelle Situation denken, sondern auch an später und an den Fall der Fälle, wenn mal etwas ist – Rente, Vorsorge, Absicherung.

In der Vorbereitungsphase für die Selbstständigkeit, können folgende Gespräche helfen:

  • Termin und kostenfreie Beratung bei der deutschen Rentenversicherung
  • Termin bei Deiner Krankenkasse (was musst Du zahlen und wie zahlst du deine Versicherung, privat oder gesetzlich?)
  • Beratung durch einen unabhängigen Finanzprüfer (sogenannte Honorarberatung), er schaut sich Deine Finanzen an und kann auch Analysen und Prognosen für verschiedene Szenarien erstellen. Honorarberater sind Provisionsunabhängig, dafür zahlst Du ihn. Er sollte Dir also nicht irgendwelche Pakete und Produkte verkaufen, von denen er am meisten profitiert.
  • Eine Steuerberatung in Anspruch nehmen
  • Auch die Agentur für Arbeit berät Dich, ob Du zum Beispiel einen EXI-Gutschein und/oder einen Gründungszuschuss bekommen kannst für Deine Gründungsidee
  • Letztlich gibt auch die IHK und weiter Gründungszentren Hilfe und Rat, wie Du Netzwerk aufbaust und Hilfe bekommst

Also nochmal einen Schritt zurück:

Von der Idee bis zur Firma vergehen oft Wochen ins Land. Vor allem, wenn Du nicht zur Gruppe der Seriengründer:innen zählst oder Dich durch alles alleine kämpfen musst.

Wenn Du Dich auf den Weg in die Selbstständigkeit machst, kommst Du wahrscheinlich an folgenden Wegweisern vorbei:

  • Strategie und Geschäftsmodell für Dein( e) Produkt(e) entwickeln (iterativ, Schritt für Schritt)
  • einen Businessplan schreiben (wenn Du ihn jmd. schicken willst z.B. für Förderung oder Invest)
  • Innerliche Klärung für Dein/Euer „warum“ und „wozu“
  • Persönliche finanzielle und steuerliche Situation reflektieren und kennen
  • Mit Deinem Umfeld sprechen und Dir ehrliche Verbündete suchen
  • Gründen, Gewerbe anmelden, Dich freiberuflich melden…
  • und loslegen

Neue Führungsmethoden – aus einem Gespräch mit Kerstin Riesch

Nahaufnahme eines Schachspiels mit Pferd in einer Hand

Neue Führungsmethoden – aus einem Gespräch mit Kerstin Riesch

Warum brauchen wir neue Führungsmethoden?

In einem wunderbaren Gespräch mit Kerstin Riesch, Chefin der Berliner Stromnetze, haben wir über diese und viele andere Fragen zum Thema Führung und deren Zukunft gesprochen. Kerstin Riesch ist der Ansicht, dass sich die Rahmenbedingungen derart ändern und ändern werden, dass es schlicht notwendig ist, die Strukturen an die Gegebenheiten anzupassen. Für Unternehmen, die nicht reagieren, wird der Mangel an Nachwuchskräften nur ein Problem unter vielen sein.

Was hat die Trauerkurve oder Kübler-Ross-Kurve mit dem Entwicklungsprozess in Unternehmen zu tun?

Veränderung kann Motivationsfaktor sein oder auch Verunsicherung bedeuten. Kerstin Riesch vergleicht den Prozess des strukturellen Wandels in einem Unternehmen hin zu zum Beispiel Agiler Führung mit der Kübler-Ross-Kurve, die auch Trauerkurve genannt wird. In ihr werden die Phasen der Trauer von Schock und Verleugnung über Abwehr und Verhandlung bis hin zu Akzeptanz und Integration beschrieben. Laut Riesch lässt sich allgemein der Prozess nicht selbstgesteuerter Veränderungen im Leben eines Menschen durchaus so abbilden. Und als besonders einschneidend und gegebenenfalls bedrohlich werden solche Veränderungen im bisher stabilen Arbeitsumfeld empfunden. Andererseits haben wir uns auch an ein gewisses Maß an permanenter Veränderung gewöhnt.

Was ist agiles Management?

Kerstin Riesch beschreibt ihre Faszination für den Agilen Ansatz mit dem Vergleich zu der Art, in der früher durch größere Veränderungsprozesse geführt wurde. Es musste alles vorher durchdacht und detailliert durchgeplant sein. Ein Plan musste her, den man dann minutiös ausführte. Dementgegen steht die Erkenntnis, dass gerade bei wirklich umwälzenden Prozessen selten alle Eventualitäten von vornherein bekannt sind und durch die Arbeit selbst neue Fakten entstehen, auf die man dann reagieren muss. Man steckt also unter Umständen viel Zeit und Aufwand in eine Planung, die dann ohnehin geändert werden muss. Außerdem war in diesem System wenig Raum für Änderungen im aktiven Prozess, was Anpassungen im laufenden Betrieb schwieriger macht.

Beim Agilen Ansatz hingegen steht am Anfang eine Idee, die in kleinen Schritten immer weiterentwickelt wird. Dabei wird ganz bewusst der Raum für nicht durchgeplante Entwicklungen eingeräumt. Zu dieser Arbeitsweise gehören eine Reihe von Methoden und Ritualen, wie zum Beispiel Reviews, die den Entwicklungsfortschritt regelmäßig und in kurzen Intervallen reflektieren. Als typische Methode nennt Riesch hier die Scrum-Methode.

Was ist die Scrum-Methode?

Die Scrum-Methode, wobei „Scrum“ mit Gedränge übersetzt wird, definiert für ein Team ein Ziel statt des gesamten Arbeitsprozesses. Über definierte Rollen und Prozessstrukturen kann ein Team die Vorgehensweise selbst entwickeln, überprüfen und nachjustieren. Die gemeinsame Prozesskontrolle steigert zudem die Akzeptanz getroffener Entscheidungen, weil alle Beteiligten Teil der Entscheidungsfindung sind und Teil des eigentlichen Veränderungsprozesses, der so als weniger bedrohlich empfunden wird.

Welche Voraussetzungen braucht Agiles Führen, um funktionieren zu können?

Als allererstes braucht es seitens eines Unternehmens, der Führungskräfte und der Mitarbeiter den Mut, diesen Weg in aller Ernsthaftigkeit auszuprobieren. Denn die Herausforderung bei ersten Schritten in die Richtung des Agilen Arbeitens ist es, die Abläufe konsequent einzuhalten. Mischt man die Methoden, behindern sie sich gegenseitig.

Das widerum setzt voraus, dass alle Beteiligten mit den Abläufen zum Beispiel der Scrum-Methode vertraut sind. Die theoretischen Grundlagen müssen also gelegt sein.

Welche Konsequenzen hat der Agile Ansatz für die einzelnen Mitarbeiter?

Der einzelne Mitarbeiter hat mehr Kompetenzen, mehr Mitspracherecht, mehr Verantwortung. Daraus erklärt sich, wie unterschiedlich Menschen auf diesen Ansatz reagieren. Denn dieser Gestaltungsspielraum kann beflügeln und neue und kreative Kräfte bei den Mitarbeitern freisetzen. Jedoch wünscht sich nicht jeder mehr Verantwortung, die aber damit unvermeidlich einhergeht. Nicht jeder, der sie sich wünscht, kann damit auch sofort umgehen.

Ist ein Wechsel hin zur Agilen Methode sinnvoll?

Vielleicht sollte es kein Wechsel sondern vielmehr eine Entwicklung sein. Menschen brauchen Zeit, sich in eine neue Situation einzufühlen und können den nächsten Schritt immer nur von ihrem Standpunkt aus gehen. Ein ganzes Unternehmen in eine neue Situation zu werfen, birgt nicht geringe Risiken, dass dabei viele auf der Strecke bleiben. Etablierte Hierarchien können hier sogar nützlich sein, um die Mitarbeiter mitzunehmen und sie in neue Methoden zu führen. Basis dafür ist aber immer das Vertrauen aller Beteiligten untereinander und natürlich ein sehr respektvoller Umgang miteinander.

Ist Agile Führung ein Allheilmittel?

Es gibt wohl keine Methode, die sich unterschiedslos und immer anwenden ließe. Daher kann auch die Agile Methode kein Allheilmittel sein. Riesch sieht uns hier in einem Prozess, der seit einigen und in den nächsten Jahren neue Methoden hervorbringen und entwickeln wird, die unserer Zeit angemessen sind. Branchenabhängig und abhängig von den konkreten Arbeitsprozessen, die zu gestalten sind, bieten sich verschiedene Ansätze an. Produzierendes Gewerbe mit standardisierten Fertigungsprozessen fordert unter Umständen andere Lösungen als ein Dienstleistungsunternehmen.

Was brauchen Unternehmen in Zukunft?

Das Angebot an „typischen“ Workshops für die Mitarbeiter wird in dieser Form nicht mehr ausreichen. Vielmehr besteht die Herausforderung darin, das Angebot aus theoretischer Wissensvermittlung und praktischer Anwendung auf die Bedürfnisse nicht nur des Unternehmens sondern weiter verfeinert auf die Bedürfnisse des einzelnen Mitarbeiters in genau seinem Anforderungsfeld zu einem bestimmten Zeitpunkt festzustellen und zu bedienen. Dabei spielen Unternehmensziele ebenso eine Rolle wie die Einschätzung des Mitarbeiters, an welchem Punkt er in diesem Augenblick Unterstützung braucht. So steht die HR in Zukunft vor der Aufgabe, die Grundlagen ihrer Bedarfsanalysen umfassend zu erweitern.

Gestaltungsspielraum und Verantwortung – das ist das Spannungsfeld, in dem sich der Agile Ansatz bewegt, aber auch der Blick auf Unternehmensentwicklung im Ganzen.

 

 

Wie sag ich es meinem Chef?

Brünette Brillenträgerin blickt nach links oben und lächelt

„Wie sag’ ich es bloß meinem Chef?“

oder auch „was ein ‚Nein‘ so alles bewirken kann“

“Wie sag’ ich es bloß meinem Chef”, war ein großer Gedanke, den ich hatte, als ich mich endlich entschieden hatte, dass ich eine Firma gründen wollte in nebenberuflicher Tätigkeit und ein Gewerbe anmelde.

Bevor ich den Weg zum Gewerbeamt gehen kann, brauche ich in Deutschland die Genehmigung meines Arbeitgebers für die Nebentätigkeit. Bei meinem Arbeitgeber gibt es ein Formular, indem ich den Zweck meines Nebenerwerbs und die Stundenzahl, die ich pro Woche darin arbeiten will und werde, eintrage. Dieser Eintrag kommt dann in meine Personalakte.
Ich halte ohnehin viel von einem transparenten Umgang und hatte meine nebenberufliche Ausbildung zur systemischen Coach und meinen Plan, mich mit meinem Bastelhobby selbstständig zu machen schon öfter angesprochen. Im Corona Lock-down hatte ich dann ein Telefonat mit meinem Team- und Abteilungsleiter (einzeln) dazu und legte mündlich meine Beweggründe dar. Ich stieß auf offene Ohren, danach hatte ich die formale Genehmigung und konnte Gewerbe anmelden.

Meine Takeaways aus dieser Phase

Vorbereitung ist alles!

Vorbereitung des Gesprächs hat mir geholfen:

  • Argumente sammeln, Timing gut abpassen,
  • Mögliche Fragen antizipieren und
  • Antworten schon mal formulieren

Hab die Optionen im Blick!

Mach dir einen Plan für alle Fälle

  • „Ja“ – Wenn ein „Ja“ kommt, muss ich es dann auch durchziehen?

und

  • für „Nein“ – ist mir mein Nebengewerbe so wichtig, dass ich im Zweifel kündige, wenn ich es nicht genehmigt bekommt? Diese Frage war auch in meinem Kopf.

Soweit der leichte Teil meiner Geschichte.

Wie kam es überhaupt dazu?

Vielleicht fange ich von vorne an: Im Sommer 2019 hatte ich nach meiner Hochzeit und der Abgabe meiner Masterarbeit meine Führungskräfteprüfung, die ich nicht bestand. Ich war erst wirklich am Boden zerstört und auch wütend auf mich und die böse Welt. Rückwirkend betrachtet, war dieses „Nein“ das Beste, was mir passieren konnte. Ich fing ab diesem Sommer an, mich auf mich zu fokussieren und nochmal zu bewerten, was mir wichtig ist und wofür ich meine Energie verwenden will. Ich schrieb einen Business Plan für mein Bastelgewerbe, ich ließ mich beraten von einem Steuerberater, ich überlegte, auch meine neu erworbenen Fähigkeiten vom Businessmodel Innovation Master zu nutzen, und andere zu Coachen, wie man ein Business aufbaut. Ich redete über meine Pläne mit meinem Führungsmentor. Er stellte mir den Kontakt zu einer Musikerin in Aussicht, die ihrerseits auch Business Coaching anbietet für Frauen in Führung. Es wurde Winter, es wurde Frühjahr.

Meine Takeaways aus dieser Phase

Ein Nein! kann ein Anfang sein

Ein „Nein“ mag am Anfang schlimm sein, aber es bringt mich zum Umdenken. Es schließt sich eine Tür, und meine Stärke ist es, neue Türen zu öffnen und Gelegenheiten und Chancen wahrzunehmen

Es hängt alles zusammen!

Den Fokus für eine Zeit auf ein privates Ziel zu legen, schärft gleichzeitig das Verständnis, was ich auf der Arbeit erreichen will, was sie für mich ist und bedeutet.

In der Krise?

Im Corona Lockdown mit Kurzarbeit 0 (also 100% zu Hause), bin ich schier wahnsinnig geworden. Ich habe gemerkt, wie mir eine erfüllende Tätigkeit fehlt, ich habe glaube ich alle Phasen durchgemacht: Freude, Langeweile, Wut, Trauer, Neid auf die Kolleg:innen, die arbeiten durften, Tatendrang und so weiter. In den Hochphasen konzentrierte ich mich auf meine Pläne. Ich bewarb mich für eine Ausbildung zur systemischen Coach, die im September beginnen sollte. Ich meldete mich bei der Musikerin, wir unterhielten uns, trafen uns kurzdarauf und schmiedeten einen Plan, was wir zusammen machen könnten – die erste Idee für unseren Gründungs- und Karriere Podcast setzten wir noch in den folgenden Wochen um und nahmen die ersten Interviews auf. Kurzum: ich nutzte die Zeit, die mir geschenkt wurde.

Meine Takeaways aus dieser Phase

Arbeiten ist ein Bedürfnis.

Nicht arbeiten dürfen führt oft zu mehr arbeiten wollen

Langweile Dich!

Langeweile ist gut, um Kreativität zu spüren

Finde ein gutes Team

Wenn man die richtige Person findet, mit der es einfach fließt, ist kein Berg zu hoch und kein Weg zu weit – das gilt auch für Teams

Was nun?

Und, here we go. Im Januar 2021 haben wir gegründet – beide nebenberuflich und wir beraten zu den Themen Business Aufbau und ausgeglichene Geschäftsmodelle, Präsentation und Pitchtraining, und bieten systemisches Coaching für Menschen in Beruf und Gründung. Nebenher professionalisierte ich auch meine Leidenschaft vom Basteln. Mittlerweile habe ich einen Laser, mit dem ich selbst Stempel aus Gummi herstellen kann und bin verliebt in das Ding.

Meine Takeaways aus dieser Phase

Nimm' Dir die Zeit, die Du brauchst

Dinge brauchen Zeit. Vor allem der Aufbau eines Business in Nebentätigkeit. Ich nehme mein Tempo, achte auf meine innere Energie, sodass meine Haupttätigkeit nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Mitleidenschaft ist übrigens ein interessantes Wort, denn:

Mit Leidenschaft!

Es ist eine Mitleidenschaft. Das, was ich in Nebentätigkeit lerne, kann ich sehr oft 1:1 auf meine Haupttätigkeit übertragen. Unternehmerisches Denken, Umgang mit Zeit, Zielfokussierung, Kommunikation –ich bin in allem besser, versierter und fokussierter geworden.
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Finde ein gutes Team

Wenn man die richtige Person findet, mit der es einfach fließt, ist kein Berg zu hoch und kein Weg zu weit – das gilt auch für Teams

Es ist also in der Tat eine Win-Win Situation. Und manchmal sitze ich hier und denke: Schau an, was ein “Nein!” so alles bewirken kann.

Gemeinsam Gründen – ein Plädoyer

Gemeinsam Gründen – ein Plädoyer

In letzter Zeit erreichen mich viele Anfragen von Menschen, die mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen.

Die Frage: ‚wie hast Du das gemacht?‘ ist oft nicht fern. Im Austausch mit Klient:innen und Bekannten höre ich meist mehrere Fragen und Themenfelder heraus:

  • Wie mache ich den Anfang beim Selbstständig-werden?
  • Wie finde ich die Energie neben meinem jetzigen Job, mir etwas Eigenes aufzubauen?

Oft höre ich auch: „Ich habe so viele Ideen und weiß nicht, wo ich anfangen soll.“ Da ist also auch eine Frage 3) der Priorisierung, des Fokus und der Struktur.

Freilich sind das drei Fragen, die ganz verschiedene Ansätze und Herangehensweisen zur Lösung erfordern. Ich verstehe in den Gesprächen allerdings auch, dass sich diese drei Gedanken gegenseitig blockieren und verschiedene innere und äußere Blockaden einen vor allen Dingen an einem hindern: Anzufangen. Denn, platt gesagt, könnte eine Antwort sein: Such dir ein Thema aus und fang einfach an. Doch dann kommen Zweifel: was ist, wenn das Thema gerade genau das falsche ist? Und ein anderes besser (Zweifel, die sich aus Frage 3 speisen). Dann geht die Priorisierung los, und eine Verzettlung in der Analyse und Priorisierung ist nicht mehr weit – oft im wahrsten Sinne des Post-it-Wortes. Und auch das zehrt an den ohnehin schon knappen Energieressourcen.

Dem entsprechen finde ich oft eine aufeinander aufbauende Folge, wie im Schaubild beschrieben.

Wie durchbreche ich die Gedankenspirale zur Gründung?

Um diese Spirale zu durchsprechen kann vieles helfen. Etwas, das ich für mich gefunden habe, als Antwort auf alle Fragen ist: gründet gemeinsam. Suchen Sie sich Gleichgesinnte, mit denen Sie zusammen Ihre Energie und Ihre Ressourcen optimal ausschöpfen können. Die mit Ihnen gemeinsam erarbeiten, was das beste Projekt ist, um anzufangen, es zu entwickeln, mit Kund:innen zu testen und weiterzuentwickeln und dann auch live zu gehen. Und hier ist eines der Anfang: reden Sie über Ihre Wünsche bezüglich der Selbstständigkeit mit Ihrem Umfeld. Sie werden staunen, was sich daraus ergibt.

Ein Gespräch mit Notar Dieter Blochinger über Gründung

Mikrofon

Ein Gespräch mit Notar Dieter Blochinger über Gründung

Wenn man schon mal die Ehre hat, sich in Ruhe mit einem Notar zu unterhalten, kann man ihn ja auch direkt gleich mal zum Thema Unternehmensgründung ausfragen. Wir sprachen mit Notar Dieter Blochinger aus Stuttgart und durften all unsere Fragen rund um Gründungen an ihn loswerden.

Stammkapital, Satzung, Notartermin, Handelsregister – was ist was und wozu ist es gut? Wie ist die richtige Reihenfolge? Wann bin ich haftungsbeschränkt? All diese Themen waren für uns böhmische Dörfer, bis wir sie selbst bereisten. Herr Blochinger führt sie im Podcast-Interview für uns nochmal ausführlich aus.  Must-have Folge für alle, die sich auf eine GmbH oder UG (haftungsbeschränkt) Gründung vorbereiten.

Wir blicken auf ein sehr sachliches, detailliertes Gespräch mit Herrn Blochinger zurück. Janina und ich sind uns einig: wenn wir dieses Gespräch vor unserer Gründung gehabt hätten, wären wir um einiges schlauer und schneller gewesen.

Hier gibt es das Gespräch auch im Audio-Format oder auf mutig-und-klug.de

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Bei welchen Existenzgründungen muss man zum Notar?

Nur der nicht eingetragene Kaufmann muss nicht zum Notar, führt Herr Notar Blochinger im Gespräch aus. Jedoch jeder und jede, der ins Handelsregister aufgenommen werden will oder muss, kommt an einem Notar nicht vorbei bei der Existenzgründung. Also GmbH oder die Aktiengesellschaft, aber auch die Mini-GmbH – die UG (haftungsbeschränkt) müssen zum Notar zum Beurkundungstermin.

Der oder die Notarin veranlasst nach der Beurkundung die Eintragung ins Handelsregister.

Was ist das Handelsregister und wozu ist es gut?

„Das Handelsregister ist dazu geschaffen worden, dass der Rechtsverkehr sich davon überzeugen kann, ob und wie ein Unternehmen besteht und vor allem, wer für das Unternehmen handeln kann“, sagt Notar Blochinger. „Deswegen ist es eine Abteilung des Amtsgerichts.“ Das Handelsregister ist mittlerweile digital organisiert und für alle im Internet einsehbar. Ein Hauptgrund für das Handelsregister ist die Transparenz und die Sicherheit für Kund:innen und Geschäftspartner:innen: „Gibt es das Unternehmen, hat es die besagte Rechtsform und vor allem, wie sind die Vertretungsverhältnisse?“ Alle Interessensgruppen können sich im Handelsregister davon überzeugen, wie hoch das Haftungskapital ist.

 

Fake-Rechnungen nach Unternehmensgründung?

Nach der Unternehmensgründung kommt es oft dazu, dass Fake-Rechnungen an das frisch-gebackene Unternehmen geschickt wird. Gerade die Kombination der beiden Ereignisse – die Gründung beim Notar mit dem Hinweis, dass die Rechnung für die Beurkundung von den Gründer:innen zeitnah zu begleichen sei, und die transparente Veröffentlichung der Gründung im Handelsregister, die den Absendern dieser falschen Rechnungen die Kontaktdaten des Unternehmens vermittelt – führt oft dazu, dass Gründer:innen in die Falle der Fake-Rechnungen tappen. Viele Notar:innen, so auch Herr Blochinger, händigen hierzu ein Merkblatt aus, dass auf diese Praktiken hinweist. Denn, Vorsicht: Gründer:innen können sich nicht auf das Verbraucherschutzgesetz zurückgreifen. „Sich auf Verbraucherschutz berufen, das kann man sich in Deutschland und Europa primär als Verbraucher und nicht als Unternehmer!“, führt Blochiner im Gespräch aus. „Von Kaufleuten wird verlangt, dass sie sich die Dinge genau durchlesen.“ Also Augen auf bei den Rechnungen, die nach der Gründung eintrudeln und lieber einmal mehr Nachfragen, als zu wenig.

 

Checkliste für den Notartermin zur Beurkundung der Existenzgründung?

Über folgende Dinge müsst ihr Euch vor dem Notartermin kümmern:

  1. Klärung der Rechtsform (KG, OHG, GmbH, UG (haftungsbeschränkt)
  2. Unternehmenszweck
    • Braucht die Tätigkeit eine staatliche Genehmigung? (zum Beispiel eine Gaststättenkonzession) wird allerdings weder vom Notar oder vom Handelsregister geprüft, läuft aber eventuell über das Gewerbeamt
  3. Gegenstand des Unternehmens
  4. Name des Unternehmens
    • Wie soll mein Unternehmen heißen?
    • Prüfung: gibt es ein Unternehmen mit gleichem Namen im gleichen Ort? Profitipp: wendet euch hierbei an die IHK
  5. Sitz des Unternehmens mit Adresse, Firmenanschrift ist wichtig
  6. Unternehmenskonto (Welche Bank wird die Geschäftsbank?)
  7. Mindestkapital klären (sogenanntes Stammkapital)
  8. Gewerbeanmeldung klären:
    • Anruf beim Gewerbeamt hilft, zu klären, wie und wann die Gewerbeanmeldung erfolgen soll

Leistet der Notar Beratung vor der Gründung?

„In Rechtsfragen leisten wir Beratung, aber eben keine steuerlichen Belange. Das heißt, in aller Regel läuft das parallel, dass sowohl ein Gesellschaftervertrag erarbeitet wird, der steuerliche Aspekte nicht beinhaltet und das Ganze dann dem Steuerberater vorgelegt werden sollte zur Prüfung“, führt Notar Blochinger aus. Gründer:innen können vom Notar jedoch keine einseitige Rechtsberatung erwartet: „Der [Notar] steht neutral zwischen den Gesellschaftern“.

 

Wie viel kostet eine GmbH oder UG Gründung beim Notar?

Notargebühren sind bundeseinheitlich geregelt.

Nach welchen Kriterien sollte man sich den Notar aussuchen, bei dem man gründet?

Herr Blochinger versichert, „Sie dürfen davon ausgehen, dass jeder Notar in Deutschland in der Lage ist, Sie bei der Unternehmensgründung gut und zielsicher zu begleiten. Notargebühren sind bundeseinheitlich geregelt.

Demnach sind die Kriterien eher praktischer Natur:

  1. Zeitliche Flexibilität (Wie schnell bekomme ich einen Termin im Notariat?)
  2. Örtlichkeit: ist das Notariat gut für alle Beteiligten zu erreichen?

Wie läuft der Notartermin bei der Gründung ab?

Kurz vor dem Termin wird der Ausweis kopiert, damit sich die Gründer:innen identifizieren. Die Identität aller wird geklärt. „Das ist ein großer Vorteil, ein Gewinn, warum Notare vom Gesetzgeber eingebunden werden in solche Gründungsprozesse, damit die Identität klar geklärt ist.“, konstatiert Herr Blochinger.

Der Notar erklärt „Beim Termin selbst sind die wichtigsten Dinge schon geklärt“. Denn die Verträge müssen bereits vor dem Termin geklärt und ausgearbeitet sein. „Der Gründungstermin ist […] das finale Durchgehen der Verträge, in dem der Notar ihn den Beteiligten komplett vorliest und entsprechend erläutert.“

Warum liest der Notar so schnell?

Herr Blochinger sieht sich hier als Dolmetscher. Wenn er schnell liest, sagt er, dann nur, damit er mehr Zeit hat, die „juristisch einwandfreie Sprache, die für den Laien vielfach nicht verständlich ist, in eine dann hoffentlich verständliche Sprache“ zu übersetzen, „sodass, jedem, die Tragweite dessen, was er unterschreibt, klar wird.“

Wann platzt der Notartermin bei der Gründung?

Das kommt zwar selten vor, kann aber sein. „Im Einzelfall kann es so enden, dass man sich vertagt“, berichtet Herr Blochinger aus seiner jahrelangen Erfahrung. Der Vertrag sollte im Vorhinein allen Beteiligten bekannt sein.

Notartermin mit Dolmetscher:in?

Ein Grund kann allerdings sein, dass es Sprachproblem bzw. Verständnisprobleme gibt, wenn nicht alle Beteiligten der deutschen Sprache soweit mächtig sind, dass sie verstehen, was sie unterschreiben. Dann wird ein neuer Termin mit Beteiligung eine:r Übersetzer:in / Dolmetcher:in gewählt. Also, auch hier gilt: ran ans Telefon und frühzeitig mit dem Notariat klären, ob und inwiefern ein:e Dolmetscherin beim Termin dabei sein muss, damit bei der Beurkundung alles glatt geht.

 

Gründung beim Notar – Hausaufgaben nach der Gründung

Folgende Tätigkeiten stehen nach der Gründung an

  1. Briefkasten beschriften: jede Post muss zugestellt werden.

„Die Post des Notars ist die Generalprobe. Die Post des Amtsgerichts die Premiere. Und wenns die Premiere einer Veranstaltung verhagelt, dann wir die ganze Aufführung über die Laufzeit nichts.“, sagt Notar Blochinger. Also ran an den Stift: Briefkasten beschriften!

  1. Geschäftskonto eröffnen
  2. Geschuldetes Kapitel – Stammkapital einzahlen

Erst nach der Einzahlung des Stammkapitals kann die Handelsregistereintragung erfolgen

Ohne Notareinwirkung stehen dann noch an:

  1. Gewerbeanmeldung
  2. Transparenzregister (seit dem 1.8.21 verpflichtend in Deutschland!)

Und dann:

  1. Party!

Zwischen Notartermin und Handelsregistereintrag – was muss ich beachten?

„Wenn Sie sich eine Rechtsform gegeben haben, bei der es um Haftungsbegrenzung geht – eine GmbH – Gesellschaft mit beschränkter Haftung, eine mini GmbH UG (haftungsbeschränkt) genannt“, sagt Notar Blochinger, dann sollte man tunlichst abwarten, bis der Handelsregistereintrag vorliegt, bevor man verbindliche Verträge abschließt. Haftungsbeschränkung liegt demnach erst nach der Eintragung vor und nur dann, wenn das gezeichnete Kapital (das Stammkapital) „jungfräulich“ auf dem Unternehmenskonto liegt. Geht der/die Gründer:in vor der Eintragung Verträge oder Verpflichtungen ein, bestellt Material oder least sich einen Firmenwagen und würde zum Beispiel bereits das eingezahlte Stammkapital verringern, dann hat diese Person eben nicht die gewünschte Haftungsbeschränkung.

Ab wann ist eine GmbH und/oder Unternehmergesellschaft wirklich haftungsbeschränkt?

Wenn man die Reihenfolge richtig einhält, also erst den Handelsregistereintrag abwartet und das Stammkapital in voller Höhe auf dem Konto liegt und so bestätigt wurde, besteht danach die Haftungsbeschränkung.

Auf was bezieht sich das Haftungsbeschränkt?

Die Haftung beschränkt sich auf das Kapital des Unternehmens. „Der Grundsatz ist eben keine Haftung der Gesellschafter und das ist der Grund warum diese Rechtsform der Kapitalgesellschaften mit einem Mindeststammkapital so beliebt sind im Rechtsverkehr“, erklärt Herr Blochinger.

Beachten sollte man allerdings die Formalia bei Bestellungen, Beauftragungen und im Briefverkehr: Es muss klar und eindeutig sein, dass die Firma der Geschäftspartner ist.

Was ist das Stammkapital?

Das Stammkapital ist das Kapital, zu dem sich die Gründer:innen zum Beginn der Gründung verpflichtet haben, auf das Unternehmenskonto  zu überweisen. Die Höhe des im Handelsregister hinterlegten Kapitals bedeutet nur, dass zur Gründung des Unternehmens dieses Kapital vorhanden war. Danach kann und darf das Unternehmen mit dem Stammkapital wirtschaften.

Wann muss ich nach der Gründung nochmal zum Notar?

Es gibt einige Gelegenheiten, nochmal zum Notar zu gehen nach der Gründung:

  • Stammkapitalerhöhung
  • Inländische Geschäftsadresse ändert sich
  • Namensänderung des Unternehmens
  • Bei Kapitalgesellschaften: Geschäftsführerberufung oder Neubestellung von Geschäftsführer:innen
  • Änderung der Beteiligungsstruktur: Veräußerung von Anteilen
  • Änderungen am Gesellschaftsvertrag: Satzungsänderung
  • Auflösung der Gesellschaft: Liquidation

Wie löst man eine Gesellschaft (z.B. GmbH) auf?

Der Notar erklärt: Es werden Liquidatoren bestellt. Das ist nichts anderes als die Geschäftsführer in der Auflösungsphase des Unternehmens. Dann beginnt ein Sperrjahr, bevor das vorhandene Kapital an die Gesellschafter ausgeschüttet werden darf und die Registereintragung final gelöscht wird. Das Sperrjahr ist dazu da, alle laufenden Geschäfte abzuwickeln und mit dem Finanzamt klar Schiff zu machen.

Was sind Liquidatoren?

Das ist nichts anderes als die Geschäftsführer in der Auflösungsphase des Unternehmens.

Wie läuft der Eintritt eines weiteren Gesellschafters ab?

„Es besteht die Möglichkeit, eine Kapitalerhöhung zu beschließen und damit neue Geschäftsanteile zu bilden, die dann der neue zeichnen darf und auf diese Weise ins Unternehmen kommt. Oder Sie von Ihren Geschäftsanteilen eine entsprechende Anzahl von Geschäftsanteilen schlichtweg verkaufen.“, erklärt Herr Blochinger. Per Notargsetz bedarf das einer notariellen Beurkundung.

Der Verkauf von Anteilen ist ein Privatverkauf. Verkaufe ich also einen Teil meiner Anteile an eine Freundin, ist das „ein Geschäft am Unternehmen vorbei“ und somit ein Privatverkauf. Einen neuen Gesellschaftsvertrag braucht es hier nicht zwingend. Oft ist es allerdings so, dass die Spielregeln in der Satzung, die nur für eine Person geschrieben wurde, für eine Mehrgliedrigkeit nicht mehr passt. Ratsam ist es sicher, dass sich alle neue Gesellschafter:innen die bestehende Satzung durchlesen und das Gründungsteam ein gemeinsames Verständnis über die Spielregeln erlangt.

 

Was ist das Pie-Slicing Verfahren?

Beim Pie Slicing spiegelt der Gesellschaftervertrag wider, dass entgegen der ungleichen Kapitaleinbringung die Gewinnbeteiligung am Unternehmen zum Beispiel 50:50 sein kann. Pie-Slicing wird oft im Start-up Sektor verwendet, wo die Ressourcen, die die einzelnen Parteien einbringen, verschieden sind.

Zum Beispiel: auf der einen Seite gibt es einen Geldgeber:in und auf der anderen Seite den/die Ideengeber:in, mit dem Knowhow oder den Kontakten. Hier passt der Grundsatz nicht, dass alle gemessen am eingebrachten Kapital am Gewinn beteiligt werden. Hat die Geldgeberin keine Zeit, sich um das Unternehmen zu kümmern, und die Ideengeberin kein Geld, allerdings das Know-how, das Unternehmen erfolgreich zu machen, können sich beide Parteien im Pie-Slicing Verfahren auf eine für sie angebrachte und gerechte Gewinnbeteiligung einigen.

Das kann allerdings auch in einer Gesellschaftervereinbarung geregelt werden, die nicht öffentlich einsehbar ist. Diese geht nicht an das Handelsregister, kann aber notariell beurkundet werden bei Bedarf.

 

Teamgründung – worauf sollen wir achten?

Wenn man gemeinsam gründet, gibt es ein paar Dinge, die in der Satzung beachtet werden sollten:

  1. Die Satzung muss die Anteilsaufteilung der Gründer:innen enthalten (wer besitzt wieviele Anteile?)
  2. Ankaufs- und Vorkaufsrecht von Anteilen
  3. Inwieweit sind Anteile frei veräußerlich?
  4. Inwieweit muss eine Zustimmung der Quoren bestehen, um Anteile zu veräußern
  5. Wettbewerbsklausel (darf einer der Gründer:innen parallel in derselben Branche tätig sein?)
  6. Für Fälle der Streitigkeiten: Einziehungsklauseln, unter welchen Voraussetzungen kann ein:e Mitbegründer:in die Anteile verlieren
  7. Kündigungsregeln: Abstoßung von Anteilen
  8. Güterstandsklauseln, die eine:n Mitbegründer:in verpflichten, mit dem Ehepartner oder der Ehepartnerin eine Gütertrennung zu vereinbaren, damit die Unternehmensbeteiligung bei einer Scheidung nicht Liquidität aus dem Unternehmen zieht
  9. Regelungen für den Tod eine:r Gesellschafter:in: Anteile sind freivererblich, die Anteile stehen erstmal zwingend den Erb:innen zu bei einer GmbH. In der Satzung können allerdings entsprechende Regelungen getroffen werden, wie im Sterbefall von Gesellschafter:innen verfahren werden soll. Anders ist das bei Personengesellschaften: da gilt der Grundsatz „Gesellschaftsrecht vor Erbrecht“.

Kann ich erfolgreiches Verhandeln lernen?

Dosentelefon mit pinker Schnur

Es gibt eine Unzahl an Büchern, die versprechen, dass Sie nie wieder ein „Nein“ hören werden. Sie stellen Gesprächstaktiken und -techniken vor, mit denen ein von Ihnen unerwünschter Gesprächsverlauf praktisch unmöglich werden soll.

Ist es tatsächlich möglich, Ihre Gesprächsführung mit einzelnen Methoden erfolgreicher zu machen?

Natürlich können Sie einiges über Gesprächsführung lernen. Vera Birkenbihl hat ein Buch über Fragetechniken veröffentlicht. Sie führen im Kern dazu, dass Sie das Bedürfnis Ihres Gegenübers verstehen und ihm so einerseits das Gefühl vermitteln, wichtig und in den eigenen Bedürfnissen wahrgenommen zu sein. Das allein verbessert seine Grundhaltung schon einmal zu Ihren Gunsten. Zum anderen können Sie durch geschicktes Fragen sehr viel erfahren, das ihnen die Gesprächführung erleichtert.

Kann ich den Verlauf eines Gespräches oder einer Verhandlung steuern?

Zum Teil, denn Sie sind auch nur ein Teil der Verhandlung. Ihnen gegenüber sitzt der andere: ein Mensch, der heute Morgen vielleicht angerempelt wurde oder der heute Morgen ein Geschenk erhalten hat. Was hat das mit Ihnen zu tun? Im ersten Fall hat er oder sie es vielleicht einfach satt, dass keine Rücksicht genommen wurde. Fallen Sie in diesem Fall mit der Tür ins Haus, haben Sie schlechte Karten. Hat er eine kleine Aufmerksamkeit oder ein Geschenk erhalten, ist er gegebenenfalls leicht und gern zu begeistern. Mit dem richtigen Schwung können Sie hier also wahrscheinlicher punkten.

Ist es also egal, wie ich verhandle?

Auf gar keinen Fall. Sie können mit Verhandlungsmethoden und Gesprächstechniken viel dafür tun, Ihre Gesprächsführung zu verbessern. Doch ein wesentlicher Teil all dieser Techniken ist es, Ihr Gegenüber wahrzunehmen und zu verstehen. Denn Sie sitzen eben nicht allein am Verhandlungstisch.

Ich finde das bei allem, was ich so lese, lerne und trainiere, immer wieder sehr ermutigend. Denn wenn ich mit der inneren Haltung starte, dass eine erfolgreiche Verhandlung einfach nicht immer möglich ist, dass es Faktoren gibt, die ich bei aller Vorbereitung nicht beeinflussen kann, dann gehe ich mit viel größerer Gelassenheit in das Gespräch. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag!

Wie gründe ich eine Firma?

Glühbirne gehalten von einer Hand

Vor einiger Zeit hatte ich die Freude, ein Interview mit Jakob Linnemann zu führen. Der Buchhalter und Unternehmensberater ist eine Seele von Mensch und hat mir ganz viele Fragen beantwortet, die mich in der Phase der Gründung so umgetrieben haben. Dafür bin ich immer noch und immer wieder sehr dankbar. Heute lasse ich diesen wunderbaren, ermutigenden und informationsreichen Abend mal Revue passieren.

Was brauchen Gründer?

Sie sollten zunächst wissen, ob es für Ihr Produkt auch Kunden gibt. Eine Markforschung im kleinen Rahmen ist schon im Freundeskreis möglich. Wer von Ihren Freunden und Bekannten würde Ihr Produkt kaufen? Und ganz wichtig: Was wären sie bereit dafür zu bezahlen? Auch in sozialen Netzwerken können Sie wertvolle Informationen sammeln: Gibt es ähnliche Produkte? Was kosten die? Wie groß ist die Zielgruppe? Was finden die Menschen gut an diesen Produkten? Was wünschen sie sich?

Was muss ich bei der Gründung beachten?

Es gibt so vieles, auf das Man achten sollte. Zum Beispiel, was tun Sie, wenn Ihr Produkt einen viel größeren Erfolg hat, als Sie dachten? In welchem Zeitraum können Sie Ihr Angebot ausbauen und auf eine geänderte Nachfrage anpassen? Welche Zulieferer haben Sie und was können die liefern?

Was kostet eine Gründung und woher bekommen Sie das Geld dafür?

Am besten stellen Sie einen Kapitalbedarfsplan auf. Also schreiben erstmal auf, was Sie brauchen. Die Gründung selbst, also die Gewerbeanmeldung kostet, der Notar, eine Website, ein Logo, Material, Räume … Gehen Sie in Gedanken Ihr Geschäft einmal durch und schreiben Sie für die ersten drei Jahren die einmaligen und die laufenden Kosten zusammen.

Die nächste Frage ist, ob Sie das allein finanzieren können und wollen oder ob Sie andere Wege der Finanzierung wählen.

Welche Fördermittel gibt es für Existenzgründer?

Es gibt eine ganze Reihe von Fördermöglichkeiten für junge Unternehmen. Der Staat fördert Existenzgründungen mit günstigen Darlehen. Jakob Linnemann empfiehlt hier als erste Anlaufstelle das Bundesministerium für Wirtschaft BMWI. Eigentlich logisch, denn der Staat hat ja ein großes Interesse daran, die Wirtschaft zu fördern. Also über das BMWI gibt es existenzgruender.de. Dort finden Sie völlig kostenlos jede Menge an Informationen über die verschiedensten Fragen rund um das Thema Gründung und auch zu Fördermöglichkeiten.

Darüber hinaus gibt es eigene Programme in den einzelnen Bundesländern. In Baden-Württemberg gibt es beispielsweise das Cyberforum Karlsruhe, das sich der Förderung und Begleitung junger Unternehmen in der Region verschrieben hat. Und dann ist da natürlich die IHK, die man auch immer anrufen kann. Dort gibt es eine eigene Abteilung für das Thema Unternehmensgründung.

GmbH, UG, GbR – Wie finde ich meine Rechtsform?

Die Rechtsform zu finden, ist keine ganz einfache Sache. Dabei geht es um Haftungsfragen, also haftet im Fall der Fälle die Firma oder Sie selbst mit ihrem Privatvermögen. Aber auch, ob Sie im Team oder allein gründen wollen, spielt eine Rolle. Auch bei diesem Thema gibt es ein inzwischen riesiges Angebot an Websites, die über die verschiedenen Formen aufklären. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich bei diesem Thema mal einzulesen. Auch hier gibt existenzgruender.de eine ganz gute Übersicht über die Materie.

Meine eigene Firma – Was muss ich wissen?

Meine Erkenntnis war und ist, dass es zum Thema Gründen eine wahre Informationsflut im Internet gibt. Schwierig ist es manchmal, die für meine aktuelle Phase richtige zu finden. Ein bisschen Zeit muss man da schon mitbringen. Aber mit ein paar Startbegriffen kann man sich ganz gut einlesen. Wenn Sie dann mit diesen Erkenntnissen das Gespräch mit einem Profi wie Jakob Linnemann suchen, sind Sie auf jeden Fall sehr gut aufgestellt und können voll durchstarten.

Wie muss ich meine Firma versichern?

Wie im privaten Bereich auch, gibt es für Unternehmen eine Unmenge an Versicherungsangeboten. Manche sind absolut notwendig, manche weniger, einige absolut überflüssig und reine Geldmacherei. Auch bei diesem Thema lohnt es sich, einen Profi zu befragen. Denn nicht für jedes Geschäftsmodell brauchen Sie die gleichen Versicherungen. Eine gute und neutrale Anlaufstelle ist hier oft die IHK. Da ist mir persönlich einfach sympathisch, dass sie selbst keine Versicherungen verkaufen, also kein Interesse daran haben, mir irgendetwas aufzuschwatzen.

Meine ermutigendste Erkenntnis aus dem Gespräch mit Jakob Linnemann war wohl, dass das alles kein Hexenwerk ist. Es gibt vieles, von dem ich noch nie gehört hatte und das hat mich sehr verunsichert. Und sicherlich wird man den einen oder anderen Fehler machen. Das lässt sich nie vermeiden, wenn man etwas Neues beginnt. Aber ich bin mit dem wunderbaren Gefühl aus dem Interview gegangen, dass das alles machbar ist. Und im Notfall kann ich immer jemanden fragen.

 

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Unbequeme Zukunftsaufgaben

braunes Schachbrett mit einem Bauern

Unbequeme Zukunftsaufgaben

Was sich im Führungsverhalten ändern muss

(nach einem Gespräch mit Kerstin Riesch, Managerin Berliner Stromnetz)

In einem Interview für Mutig und Klug fragt durfte ich Kerstin Riesch – Managerin bei den Berliner Stromnetzen – kennenlernen. Sie, die ihren Lebenslauf als exotisch beschreibt, ist den Weg gegangen von der Stromzählermonteurin bis hin zur Führung von 400 Mitarbeitern. Sie kennt also alle Facetten und Seiten. Sie ist selbstbewusst und wurde auch gefördert. Eins ihrer Herzensthemen ist das Thema Führung in der Zukunft, ein weiteres Diversity im Unternehmen. Was sind die Zukunftsaufgaben, die zu bewältigen sind? Welches die Herausforderungen?

Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Modellen und Methoden für eine Führungskraft. Sie sind sicher sehr hilfreich, doch eben immer auch Schablonen, die nicht zu jeder Situation oder Person passen können. Der Blick, den ich in diesem Gespräch mit Kerstin Riesch auf das Thema werfen durfte, ist eher ganzheitlich. Was ist ihr Selbstverständnis als Führungskraft? Wie reflektiert sie sich und ihr Führungsverhalten? Und was bedeutet das für zukünftige Mitarbeiter, die diese Verantwortung anstreben?

Was ist die Aufgabe einer Führungskraft?

Auch heute noch wird häufig der Mitarbeiter in einem Team Führungskraft, der die beste Fachkenntnis hat. Aber ist es sinnvoll, wenn sich der eigentliche Aufgabenbereich erweitert und ändert? Sollte wirklich die Führungskraft der oder die Expertin im Team für Detailfragen sein? Riesch hat dazu eine klare Meinung: Es ist gut, eine gute Fachkenntnis zu haben. Aber in Zukunft sind eher Prozessverständnis, Organisationstalent und Empathie gefragt.

Welche Verantwortung tragen Führungskräfte?

Als Führungskraft ändern sich die Aufgaben und Verantwortungsbereiche grundlegend. Zum einen geht es bei der fachlichen Führung darum, den Überblick über Ihren Aufgabenbereich zu haben und diesen zu koordinieren. Sie schaffen die Voraussetzungen, damit das Team optimal arbeiten kann. Sie sind Schnittstelle zwischen ihren eigenen Vorgesetzten und ihren Mitarbeitern.

Der zweite wichtige Bereich ist der der Personalverantwortung, in dem es um die eigenen Mitarbeiter geht. Ihre Aufgabe hier ist es, dass das Team „funktioniert“, aber auch die Entwicklung der Mitarbeiter.

Was versteht man unter Personalverantwortung?

Der abstrakte Begriff „Personalverantwortung“ bedeutet für Kerstin Riesch neben den üblichen Themen wie Mitarbeitergesprächen und Ähnlichem eine ganz konkrete Verpflichtung: Reflektion, Beobachten, Wahrnehmen, Bewusstmachen. Sie empfindet es als essenziell, sich selbst und das eigene Führungsverhalten immer wieder zu reflektieren. Sie beobachtet Mechanismen, die sich zwischen Führungskräften und Mitarbeitern einschleifen und nimmt sich gezielt zurück, um Raum für neue Ansätze zu schaffen. Sie nimmt es wahr, wenn ihre Meinung als Anweisung verstanden wird und reagiert.

Was sind Führungsaufgaben?

Im Verlauf meines Gesprächs mit Kerstin Riesch wird immer klarer, dass Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen sehr zentrale Aspekte der Arbeit einer Managerin sind. Was die Frage nach sich zieht, welche Art der Ausbildung in diesem Bereich gefragt ist. Das Angebot an Coaching für Führungskräfte ist riesig. Methodenschulungen gibt es wie Sand am Meer. Die psychologischen Aspekte, mit denen die Führungskraft konfrontiert sein wird, sind mitunter Teil davon. Oft bekommen bekannte Ansätze aus der Erziehungswissenschaft einen neuen Namen und sind dann Modell für Führungsverhalten. Kann das genug sein? Riesch sieht die Führungsthematik aktuell in einer Phase des Umbruchs, mitten in einem Prozess, in dem neue Ansätze probiert, entwickelt, verworfen und wieder neue probiert werden. Eine Führungskultur ist im Entstehen.

Trial and error – Umbruch als unbequeme Chance

Wir wählen für Entscheidungen, die wir treffen, unbewusst immer wieder bekannte Muster. Das betrifft nahezu jeden Lebensbereich. Eine neue Wahl ist unbequem.  Denn in bekannten Mustern fühlen wir uns sicher. Wir kennen Stärken und Schwächen. Wir können mit den Risiken und Fehlern umgehen. Trifft das beispielsweise auch beim Einstellen der neuen Führungskraft zu, stehen die Chancen gut, dass sich Strukturen erhalten. Das kann Stabilität bedeuten, Berechenbarkeit und Kontinuität. Es kann Stillstand sein oder sogar Fortschritt verhindern.

Ich überlege, in welchen Bereichen meine Entscheidungen wirklich auf den Ergebnissen meiner Abwägungen beruhen und in welchen ich einfach das gut finde, was ich eben kenne. Schon diese Überlegung ist unbequem …

Kerstin Riesch bricht ihr Fazit in unserem Gespräch auf zwei Worte herunter:

Seid mutig!

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